Wasser: Der Kampf ums kalte Nass

 

 

Wir alle benötigen Wasser zum täglichen Überleben. Wir bestehen zu 80 Prozent aus Wasser. Wasser ist die Grundlage für das Gedeihen von Flora und Fauna auf dem Planeten Erde. Doch der Drang zur Schaffung neuer Märkte und die Rohstoffspekulationen internationaler Geschäftemacher versuchen, dem lebensnotwendigen Gut ein Preisschild anzuheften.

 

Text-Auszug:

 

Die Welt Mitte des 21. Jahrhunderts: Konzerne beherrschen Märkte und Politik; hinter den Kulissen werden die Machtkämpfe von Datenspionen, Hackern und Cyber-Anarchisten ausgetragen. Staaten existieren nicht mehr; das Leben ist ein Überlebenskampf in einer neofeudalen Überwachungsgesellschaft geworden, in der das private Kapital die Regeln vorgibt, ohne die Möglichkeit, sich auf Rechtsstaat oder Bürgerrechte zu berufen. Das Leben ist der Willkür der Mächtigen ausgeliefert, der sich nur einige wenige technisch entsprechend versierte Rebellen zu entziehen vermögen. Doch selbst sie stehen direkt oder indirekt auf den Gehaltslisten der allmächtigen Konzerndiktatur. Widerstand erscheint ebenso unmöglich wie Flucht.

 

Vor diesem Hintergrund spielt der 1984 veröffentlichte Roman „Neuromancer“ von William Gibson, der als Geburtsstunde des sogenannten Cyberpunk-Genres in der Science Fiction gilt. Wer heute, nur 30 Jahre später, durch die Schlagzeilen der Zeitungen, Magazine und Online-Seiten surft, muss den Eindruck bekommen, Gibsons dystopische Zukunftsvision habe sich schneller in alltägliche Wirklichkeit verwandelt, als aus den Star-Trek-Kommunikatoren der 1960er-Jahre Smart-Phones geworden sind. Zwar heißenZdie Helden des Cyberspace-Aufstands nicht Konsolen-Cowboys sondern Whistleblower, aber ihre Arbeit verläuft nach ganz ähnlichen Mustern, und die Konfliktlinien entsprechen jenen, die Gibson in den 80er-Jahren, der Ära von Reaganomics und Wall-Street-Yuppies, in ein quasi-totalitäres 21. Jahrhundert extrapolierte. Nun kann man im Zeitalter des Neoliberalismus und seines liebsten Adoptivkindes, der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen, den fatalen Trend feststellen, dass dieselben Strategien, die uns die sogenannte Bankenkrise und die darauffolgende Eurokrise gebracht haben, samt und sonders darauf abzielen, die Allgemeinheit zugunsten einer Elite von Shareholdern, Managern und gnädigen Investoren abzukassieren – und diese Allgemeinheit macht, oder besser: ihre Stellvertreter in den Parlamenten von Berlin bis Brüssel machen dabei sehenden Auges mit. Einer der frechsten Schachzüge dabei ist der Versuch, die Trinkwasserversorgung zu privatisieren.

 

Privatisierung als Vorstufe der Enteignung
In den 1990er-Jahren, mit Beginn der Globalisierung 2.0, entdeckten findige Spekulanten eine interessante (und vor allem Gewinn versprechende) Geschäftstaktik: Man finde eine verschuldete Gemeinde und biete ihr an, ihre Liegenschaften aufzukaufen. Mit einer ordentlichen Geldspritze könnten die jeweiligen Kommunen dann ihre maroden Haushalte sanieren und ihre Finanzierungslöcher stopfen. Kurzfristig versprach dies die Lösung so mancher Probleme, doch die Milchmädchenrechnung ging nicht auf: Denn die Leasing-Raten, die für die Weiterbenutzung der jeweiligen Immobilie durch die Kommune fällig wurden, erwiesen sich als kostspieliger, als es die ohnehin schnell aufgebrauchten Soforteinkünfte langfristig rentabel machen konnten. Die betreten dreinguckenden, entweder übers Ohr gehauenen oder bestochenen Volksvertreter entscheiden sich dann oft genug für den Rückkauf der betreffenden Spekulationsobjekte; zu entsprechenden Konditionen versteht sich. Aber dann hatte man sich die wirtschaftlich tatsächlich wertvollen Kirschen schon aus dem öffentlichen Kuchen gepickt und in florierende Dienstleistungsbetriebe in privater Hand verwandelt. Ganz nach dem Vorbild der Deutschen Post, aus der weltweit agierende Logistik- und Telekommunikationsunternehmen wurden. Solchen Erfolgsgeschichten stehen jedoch zahllose (Beinahe-)Pleiten sowie soziale und Umweltkatastrophen gegenüber, die zu den unausweichlichen Folgen des Ausverkaufs von Allgemeingut an Konzerne gehören. Denn was bei einzelnen Kommunen mit Immobilien funktioniert, das geht auch im großen Maßstab mit ganzen Landstrichen, Regionen, Staaten, und Staatenverbänden. Zieht man dazu noch die im 21. Jahrhundert absehbare Knappheit trinkbaren Wassers in Betracht, eines Konsumguts, das wirklich alle brauchen, darf nicht überraschen, dass der kapitalistische Großangriff auf die Wasserversorgung der Menschheit längst begonnen hat.

 

Im globalen Risikobericht des Weltwirtschaftsforums (2013) wird denn auch die Wasserversorgungsproblematik als eines der drei Hauptprobleme identifiziert, mit denen sich Gesellschaften, sowohl Firmen als auch Nationen, im 21. Jahrhundert auseinandersetzen werden müssen, um das Funktionieren ihrer Strukturen auch weiterhin gewährleisten zu können. Für Unternehmen bedeutet das, über den eigenen Wasserbedarf hinaus die Standortbedingungen von Wasserverfügbarkeit und -verbrauch in die eigenen Planungen miteinzubeziehen. Die ohnehin in den tropischen Klimazonen schon dringliche Situation wird sich nicht entspannen, wenn die Wasserversorgung weiterhin einseitig auf die Bedürfnisse von Unternehmen ausgerichtet ist, oder sich diese gar an der zunehmenden Verknappung dieses Rohstoffes bereichern. Wo sauberes Wasser kaum oder gar nicht verfügbar ist, tragen nicht nur Hygienemängel und die damit einhergehenden Gesundheitsprobleme zur Belastung von Volkswirtschaften bei: Der UN-Wasserreport von 2013 erklärt unmissverständlich, dass Wassermangel in Konfliktregionen verschärfend wirkt bzw. zu extremen gesellschaftlichen Spannungen führt, bis hin zu Aufständen und Bürgerkriegen. Nicht zuletzt deshalb engagieren sich auch Konzerne wie Nestlé, deren Handelsvolumen mit Trinkwasser weltweit bei geschätzten sechs Milliarden Euro liegt, in Nachhaltigkeitsinitiativen wie dem Water Stewardship Program des WWF oder dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Das darf nicht überraschen, muss doch auch den abgekochtesten Finanzstrategen klar sein, dass kranke und unterversorgte Bevölkerungen ihre Geschäfte gefährden würden und Wassermangel die Produktionsbedingungen an den betroffenen Standorten massiv gefährdet: 2012 berichtetet über die Hälfte aller am Wasserreport des Carbon Disclosure Project beteiligten Firmen, dass sie in den vergangenen fünf Jahren mit geschäftlichen Nachteilen und Problemen im Zusammenhang mit der Wasserversorgung zu kämpfen hatte – und mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen machten die Wasserproblematik als eines der zentralen Probleme aus, die ihr Wirtschaften bedrohten.
Über diese die Unternehmen direkt betreffenden Umstände hinaus sind auch die weiterreichenden sozialen Konsequenzen von immenser Bedeutung: Denn nur lebendige und gesunde Angestellte können zum Wirtschaftswachstum beitragen und damit neue Märkte schaffen, und nur wer Geld hat, kann auch als Konsument an diesen teilhaben. Jene, die nichts mehr zu verlieren haben, gehen denn auch kein Risiko ein, wenn sie sich notfalls mit Gewalt holen, was ihnen ansonsten mit Gewinn verkauft werden könnte.

 

 

 

Den ganzen Artikel gibt’s in der Februar/März-Ausgabe ab Seite 24!

 

 

 

 

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