Vegan Bullerbyn e.V. im Interview

Foto: Tom Schneider

„Wir Kinder aus Bullerbü“: Viele von uns sehnen sich nach der heilen Welt aus Astrid Lindgrens Büchern. So auch Familie Ritzinger. In Herrieden, Bayern, hat sie sich daher ein veganes Idyll geschaffen. Wie lebt es sich auf dem großen Lebenshof Vegan.Bullerbyn e.V. mit über 100 Tieren? Wir sprechen mit Anna Ritzinger übers Zusammenleben, ihr Modelbusiness und ethische Grundsätze.

Ihr habt nicht nur Ponys, Hühner, Schafe, Schweine, Hunde, Katzen, Enten, sondern auch viele Besucher*innen. Wie managt ihr das?

Angefangen hat alles als gelebter Aktivismus und wir haben die Arbeit auf dem Hof quasi alleine gestemmt – also wir, die Kernfamilie, Danny und ich mit unseren Kindern im Alter von jetzt 3 bis 13 Jahren. Nebenbei waren und sind wir beide auch noch beruflich eingespannt. Inzwischen sind wir ein gemeinnütziger Verein und haben ein großartiges Team von ehrenamtlichen Helfern. Auch die Kernfamilie ist mit Moritz um ein weiteres Mitglied gewachsen und so fühlen wir uns stark aufgestellt und sogar bereit, uns noch zu vergrößern.

Welche Werte lebt ihr auf dem Hof?

Für uns ist es unverständlich, wie wir Menschen es gesellschaftlich und persönlich rechtfertigen, unsere nichtmenschlichen Mitgeschöpfe ohne Not für unsere Zwecke zu nutzen und ihnen dabei sämtliche Lebensqualität zu nehmen. Jedes Wesen wird zu seinen eigenen Zwecken geboren, um sich in seinem Tempo zu entfalten, völlig frei. Niemand ist der Besitz eines anderen und niemand darf sich irgendwen zu eigen machen, unabhängig von Geschlecht, Farbe, Herkunft, Spezies usw. Diese Überzeugung ist die Grundlage unserer Arbeit auf dem Hof. Veganismus ist die logische Konsequenz und gleichzeitig Basis von freiheitlichem Denken und friedlichem Zusammenleben. Wir sind stolz darauf, Deutschlands erster vegan-zertifizierter Lebenshof zu sein.Wir wollen ein „safeplace“ sein und ein Ort der Begegnung und Heilung für jeden, der hierher kommt.

Du kommst ursprünglich aus dem klassischen Modelbusiness. Wie kam es zum Umdenken und zu dem Hof, auf dem ihr euch selbst verwirklichen könnt?

Ich habe tatsächlich viele Jahre als kommerzielles Model gearbeitet. Als ich 2013 vegan wurde und anfing, mich tiefergehend mit den Themen Tierethik, Umweltschutz etc. zu beschäftigen, spürte ich zunehmend, dass ich mich in diesem Beruf nicht mehr wohl fühlte. Er war nicht mehr im Einklang mit meinen Überzeugungen. Ich stieg also aus und arbeite für einige Jahre wieder im pädagogischen Bereich. Zurück im Modelbusiness bin ich erst wieder seit einigen Monaten, seit ich die Agentur Fairmodel entdeckte, Deutschlands einzige nachhaltige Modelagentur. Ich arbeite als Model ausschließlich für Firmen, die faire, nachhaltige und vegane Produkte produzieren und bin begeistert von den tollen Kontakten, die dadurch entstehen. Der Job und das Hofprojekt befruchten sich gegenseitig und bilden ein rundes Ganzes, welches sich für mich absolut stimmig anfühlt.

Zurück zum Anfang: Im letzten Jahr wurde aus dem kleinen privaten Hof ein gemeinnütziger Verein. Welche Pläne habt ihr?

Seit Oktober letzten Jahres sind wir ein gemeinnütziger Verein und hoffen, bald auch kostendeckend arbeiten zu können, d.h. das Projekt komplett über Spenden finanzieren zu können. Das ist, neben der praktischen Unterstützung durch unser tolles Team, die Grundlage für weiteres Wachstum. Unser großes Ziel – als kleiner Teil einer großen Bewegung – ist es aber, uns selbst abzuschaffen, weil durch die Aufklärungsarbeit immer mehr Menschen die eigenen ethischen Grundsätze im Umgang mit Tieren überdenken und durch das Ende der Tierindustrie Lebenshöfe unnötig werden. Das wird noch Jahrzehnte oder länger dauern, aber es ist der große Traum hinter allem.

INFO:

Du möchtest den veganen Lebenshof Vegan.Bullerbyn e.V. unterstützen? Das kannst du z.B. mit einer Vereinsmitgliedschaft, einer Tierpatenschaft ab 5 € pro Monat oder über eine Einmalspende. Auch praktische Hilfe ist willkommen. Mehr Informationen zum Hof findest du unter: veganbullerbyn.de.

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