Zeig, was du nicht hast!

Von der Herausforderung zur Wissenschaft
Meinem persönlichen Minimalismus-Versuch sehr nahe kommend und äußerst inspirierend ist die 100 Things Challenge. Vom Amerikaner Dave Bruno ins Leben gerufen, findet sie überall auf der Welt Nachahmer. Dave Bruno ist Familienvater, Unternehmer und Speaker, sein Privatbesitz beläuft sich auf 94 Dinge. Darunter eine Gitarre und ein Skateboard. Den Familienesstisch zählt er nicht mit und seine Bücher listet er als „1 Bibliothek“ auf. Er ist sich sicher, dass wenn man sich eine Weile von allem Zeug befreit hat, nie wieder zurück und den Rest seines Lebens bewusster führen will.
Für einen anderen, aber ebenso bewussten Minimalismus-Ansatz plädiert die amerikanische Ökonomin Juliet Schor, die über die Nachhaltigkeit im Bezug auf den Lebensstil und über Konsumentenbewegungen forscht. Schor fordert: „We need to be true materialists, like we really care about the material of the goods.“ Bedeutet Minimalismus nun nicht nur wenig zu besitzen, sondern auch, nur das Richtige zu besitzen? Sollte unser weniger materieller Besitz aus nachweisbar ökologischen Materialien bestehen, biologisch abbaubar und im besten Fall gleichzeitig wiederverwertbar sein? Ich finde ja, muss aber zugeben, selbst nicht mehr dort zu sein. Zwar besitze ich immer noch weniger als der/die Durchnittskonsument*in (10.000 Dinge) und das Meiste ist gebraucht gekauft oder geschenkt, aber leider nicht alles so ökologisch wertvoll, wie ich es gerne hätte. Den Aufruf der Wissenschaftlerin Schor immer im Hinterkopf, gehe ich beim Schreiben dieses Artikels mein Hab und Gut durch und merke, im Grunde genommen, bin ich ganz zufrieden mit dem, was ich habe. Wow! Das ist doch mal eine großartige Erkenntnis. Dann ist bei mir wohl alles in Balance, zumindest im Moment.
Nicht nur zufrieden, sondern ganz und gar glücklich ist der Superminimalist Joachim Klöckner. Sein gesamter Besitz passt in einen Tagesrucksack, sein Altbau-Zimmer so leer, dass er darin ausgelassen tanzen kann. Trotzdem, Worte mit der Endung „-ism“ mag er nicht, es hätte so was Abgrenzendes. Was wohl soviel heißen mag wie: „Vorsicht: Dogma“.
Haben oder Sein
Und da wären wir wieder bei der Balance, und die gilt es, in sich selbst und allen Lebensbereichen zu finden. In einer Welt, in der die Polarität als Gesetzmäßigkeit gilt, ist dies ein Prozess, der immer zu persönlichem Wachstum führt. Männlich und weiblich. Tag und Nacht. Essen und Fasten. Gut und Böse – und eben Konsum und Verzicht. Ich musste mich in meinem bisherigen Leben immer wieder in beide Extreme begeben, um meine ganz persönliche Mitte zu finden. Aber ist das Leben nicht auch ein Wechselspiel aus eben diesen Polaritäten und wo und wie finde ich meine ganz persönliche Mitte? Die Suche danach jedenfalls, meiner Meinung nach, sollte Spaß machen und ja, Fehler sind erlaubt und sogar notwendig. Denn das Spielfeld des Minimalismus ist groß: Ernährung, Arbeitsleben, Zeit, Materielles, Medien … und jeder Bereich hat seine Pole. Völlerei und Fastenkur. Arbeitslos und Workaholic. Konsum und Askese. Dauer-Zockerei und Digital-Detox. Wie oft und wie heftig ein/e Jede*r zwischen den Extremen hin und her geworfen wird, bis er selbst das Ruder in die Hand nimmt und die Wogen der Polaritäten sich langsam glätten, man sich in der Mitte einpendelt, hängt von der eigenen Entscheidung ab, seine Handlungen zu reflektieren und konsequent an sich zu arbeiten.
In welchem Bereich wir auch minimalistisch leben, am Ende steht die Wertschätzung, denn der Wert einer Sache ergibt sich aus ihrer Verfügbarkeit, ergo Seltenes ist wertvoller. Wer z.B. öfter fastet, genießt sein Essen umso mehr und mit einem achtsamen Umgang mit Ressourcen, geht auch ein achtsamerer Umgang mit sich selbst einher, der Selbstwert steigt und die Persönlichkeit wächst.

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