Warenkunde: Traube

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Pro Glockenschlag eine Weinbeere futtern – dieser spanische Silvesterbrauch soll Glück bringen. Wir
glauben einfach auch im Spätsommer schon dran und naschen uns happy …

Wo Trauben sind, da ist auch Wein – diese Vorstellung ist fest verankert in unseren Köpfen, was möglicherweise auch daran liegt, dass unsere abendländische Kultur, aller Säkularisierung zum Trotz, in vielen Bereichen von der Bibel geprägt ist. Tatsächlich ist die Traube nach dem Apfel das zweite Obst, welches darin vorkommt, und das dann nicht zu knapp. Trauben- und Weinsymbolik finden sich im Alten wie Neuen Testament – insgesamt mehrere Hundert Mal! So baute etwa Noah nicht nur seine berühmte Arche, sondern begründete überdies noch das Winzertum („… wurde der erste Ackerbauer und pflanzte einen Weinberg“, Gen 9,20). Wein symbolisierte das auserwählte Volk Israel (z.B. Jes 5,7) und stand schließlich sinnbildlich für die christliche Gemeinschaft: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben …“ (Joh 15,5). Nichtsdestotrotz ist der hierzulande gebräuchliche Ausdruck „Weintraube“ eigentlich irreführend, sind doch nur bestimmte Sorten für die Weinherstellung geeignet. Die aus unseren Supermärkten beispielsweise nicht, bei denen hat man es nämlich mit Tafeltrauben zu tun. Eine Verwirrung, die sich übrigens durch die Jahrhunderte zieht. So ist etwa überliefert, dass der französische Gastrosoph Jean Anthelme Brillat-Savarin im 18. Jahrhundert einem Gast zum Dessert Trauben angeboten hatte, worauf- hin dieser ihn abkanzelte, er pflege seinen Wein „nicht in Pillenform“ zu sich zu nehmen. Jener schwierige Knabe verpasste was, denn auch die „Pillen“, die nicht zur Entstehung rauschhafter Sinnlichkeit beitragen, taugen zum Hochgenuss: Ob man die Beeren (wie man die einzelnen Früchtchen korrekterweise nennt) pur direkt von der Traube pflückt, sie mit anderen Köstlichkeiten kombiniert oder in ihrer getrockneten Form, als Rosinen, vernascht: Ihre feine Süße macht sie zum kulinarischen Allrounder. Sogar als schneller Sorbet-Ersatz können sie dienen: einfach ins Eisfach legen und an heißen Tagen als kühle Lutsch-Erfrischung genießen.

Ein Top-Energielieferant sind die Beeren obendrein, denn nicht umsonst heißt es Traubenzucker. Tatsächlich gehören Tafel- trauben zu den zuckerreichsten Obstsorten – als hätte sie die Natur absichtlich in Bonbonform gepresst! Dennoch sind sie natürlich weitaus gesünder als Schokolade oder Gummibärchen. Dank ihrer hochwertigen Nährstoff-Kombination stärken sie das Immunsystem und gelten wegen ihrer sekundären Pflanzenstoffe (Flavonoide und Phenole) als regelrechter Jungbrunnen. Wie aber gelangten die süßen Früchtchen eigentlich auf unsere Büffets und in unsere Obstkörbe? Darüber wird unter Wissenschaftler*innen viel spekuliert, beanspruchen doch einige Nationen für sich – und damit wären wir doch wieder beim Alkohol –, dass in ihrem Land die Geburtsstätte des Weines liege. Als älteste Zeugnisse einer vermuteten Weinkultur gelten gemeinhin die Reste von mit Traubenreliefs verzierten Tonkrügen, die man in Georgien fand. Diese Funde sind rund 8.000 Jahre alt. Weitere Hinweise auf einen Urzeit-Weinbau existieren in der südlichen Kaukasus- sowie in der Nilregion. Wieder andere Forscher vermuten die Wiege des Weins im nordwestlichen Iran, im südlichen Anatolien oder im heutigen Libanon, wo der Homo sapiens bereits vor rund 70.000 Jahren auf Wildreben gestoßen sein soll! Ein wenig verzwickt macht die Sache, dass der Hinweis auf die Existenz von Trauben – siehe oben – nicht zwingend auch in Zusammenhang mit Weinbau stehen muss. Zum anderen muss auch der erste Wein nicht unbedingt aus Trauben gemacht worden sein … Wie dem auch sei: Als relativ sicher gilt, dass Weintrauben offenbar ab ca. 1.600 v. Chr. im Rahmen des Aufstiegs der griechischen Zivilisation systematisch kultiviert wurden. Wie wohl der frühe Rebensaft geschmeckt hat? In der Antike wurde ihm während der Gärung mitunter auch gerne mal salziges Meerwasser beigefügt – wer‘s mag …

Auch die alten Römer frönten ausgiebig dem Weingenuss, nutzten das Getränk zuweilen gar als Zahlungsmittel. Nach und nach breitete sich die Weinkultur immer weiter über ganz Süd- und Mittel-Europa aus und erreichte ihren Höhepunkt etwa im 16. Jahrhundert. Der Rebfläche zufolge muss damals jeder Mensch pro Jahr rund 200 Liter Wein getrunken haben! Etwa zur gleichen Zeit kamen auch Tafeltrauben in Mode, die Frankreichs König François I. bevorzugt als Nachtisch verspeiste. Zunächst eine lokale Spezialität, verbreitete sich mit der Erfindung von Kaltlagern auf Frachtschiffen auch diese Köstlichkeit um den Globus und versüßt uns heute ein ums andere Mal den Tag …

Familie: Weinrebengewächse

Arten: Ca. 16000 Rebsorten gibt es auf der Welt, darunter solche, die zur Weinherstellung und andere, die zum Rohverzehr geeignet sind. Grob unterscheidet man zwischen weißen (auch grüne oder gelbe) und roten bzw. dunklen Trauben sowie kernlosen Sorten und solchen mit Kernen.

Nährwert:
Trauben haben mit 15,4 je 100 Gramm vergleichsweise viel Zucker und spenden dementsprechend schnell Energie. Überdies warten sie mit einer ganzen Reihe von Vitaminen (z.B. B6 und C) sowie Mineralstoffen (z.B. Kalium, Phosphor, Eisen) auf. Die dunklen Beeren enthalten außerdem jede Menge der „Anti-Aging-Wirkstoff-Kombi“ Resveratrol und OPC. Trotz einer im Vergleich zu den meisten Obstsorten hohen Kilokalorien-Zahl (ca. 71 pro 100 Gramm) machen Trauben nicht dick!

Verwendung: Die Weinherstellung sollten Sie den Winzer*innen überlasssen. Ansonsten aber sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Dass die fruchtigen Kugeln sich hervorragend im Obstsalat machen oder zu Käse passen, ist bekannt. Daneben peppen sie aber auch würzige Salate auf, ergeben originelle Gelees und vieles mehr. In ihrer getrockneten Form, als Rosinen, verfeinern Trauben z.B. Gebäck, Müslis oder pikante, orientalische Gerichte.

Einkauf:
Vorsicht: Trauben reifen nicht nach! An gelblichen bzw. intensiv dunklen Beeren, die noch fest an den Stielen sitzen, erkennen Sie den optimalen Reifegrad.

Lagerung: Im Kühlschrank halten Trauben rund bis zu zwei Wochen – allerdings sollten Sie darauf achten, schon verdorbene Beeren zu entfernen und die Früchte außerdem erst kurz vor dem Verzehr zu waschen, um ihren schützenden Duftfilm nicht vorzeitig zu zerstören.


Trauben-Rezepte finden Sie in der Veggie-Journal-Ausgabe 04/2016, die Sie hier versandkostenfrei bestellen können.

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