Es geht um die Wurst – warum eigentlich?

Da war diese Sache mit den fleischfreien Oktaeder-Wurstscheiben, die eine Zeitlang als Spaß-Idee durch Veggie-Foren im Internet geisterte. Erfunden vermutlich von Veganern, die eins nicht mehr hören konnten: „Was ich ja nicht verstehe – wenn ihr doch kein Fleisch essen wollt, warum braucht ihr dann unbedingt Würste, Gulasch, Rouladen und Schnitzel aus Tofu, Seitan oder Lupinen? Das ist doch inkonsequent!“ Kennst du, den Spruch, oder? Vielleicht hast du ihn sogar selbst schon mal benutzt?
Ehrlich: Für mich persönlich bräuchte es das alles nicht. Ich war schon als Kind kein Steak- und Schinken-Fan, vermisse derlei Dinge kein bisschen und brauche demnach auch keine Fake-Cevapcici. Ja, ich kann mich sogar kaum noch an den Geschmack von Fleisch erinnern. Dennoch verstehe ich die Aufregung nicht. Warum Leute unbedingt „Vleisch“ und „Visch“ essen müssen? Gegenfrage: Warum sollten sie denn nicht? Schließlich entscheiden sich die wenigsten Vegetarier und Veganer aus Geschmacksgründen gegen Tierisches auf dem Teller. Umfragen zufolge sind es gerade mal elf Prozent, die „emotionale Gründe“ wie Ekel als Begründung ins Feld führen. Der überwiegende Teil handelt aus ethischen oder ökologischen, gefolgt von gesundheitlichen Gründen. Heißt: Fleisch hat diesen Veggies geschmeckt, würde es womöglich immer noch tun. Natürlich ist die Pflanzen-Küche reich an den vielfältigsten Genüssen, natürlich sollte man stark industriell verarbeitete Produkte nur in Maßen genießen, doch hin und wieder vermissen manche eben vielleicht einfach Omas Sonntagsbraten oder die Leberwurst zum Frühstück. Wenn sie dann zum Ersatzprodukt greifen, weil es ihnen hilft, ihre lobenswerte Entscheidung zum Fleischverzicht durchzuziehen, was spricht dagegen? Sollen sie sich mit ihren Gelüsten herumquälen, nur um dem Vorwurf der „Inkonsequenz“ zu entgehen? Wem hilft das?
Außerdem: Wer behauptet, dass Wurst, Schnitzel oder Frikadellen „Fleisch“-, sprich „Tier“-Formen wären, sollte sich schleunigst mal wieder Bilder von Kühen und Schweinen angucken. Es sind schlicht Stücke, die praktisch zu verarbeiten und zu verzehren sind, Punkt. Ein wenig anders sieht es aus mit täuschend echt wirkenden, aber tierproduktfreien „Brathähnchen“ und „Garnelen“. Ja, da wird auch mir ein wenig anders, denn so wird weiterhin suggeriert: Tiere essen ist normal. Doch sehen wir den Tatsachen ins Auge: Momentan ist es das leider noch. Normal im Sinne von: für die breite Mehrheit selbstverständlich. Dass die Veggie-Bewegung in den vergangenen Jahren massiven Aufschwung erfuhr, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir noch ziemlich am Anfang stehen. Und wenn da als Übergangslösung Fake-Hühnchen den ein oder anderen Fleischfan bekehren und ins Veggie-Wunderland locken können, dann dient auch
das einer guten Sache.
Was die stilisiert tierischen Formen von Gummibärchen, Katzenzungen usw. angeht, bin ich übrigens relativ entspannt und sehe da wenig Anzeichen für Speziesismus. Schließlich beißen hierzulande Menschen auch Schoko-Nikoläusen den Kopf ab, backen Pfefferkuchenmänner und verschenken zu Junggesell(inn)en-Abschieden Nudeln in Form kleiner Penisse oder Brüste. Wie auch immer – lass es dir schmecken.

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