Veganer Moby: “Ich war ein gesunder Süchtiger”

Moby: Der überzeugte Veganer spricht über Drogen und Tierschutz.
Fotocredit: Eleanor Stills

In den letzten Jahren hat sich einiges getan. Reagieren Leute heute anders auf deine Haltung?
Oh ja! In meiner Anfangszeit, Ende der 80er, wusste ja kaum jemand, was Veganismus überhaupt ist. Da wurde ich oft schräg angeguckt, und ich musste erst mal lang und breit erklären, was dahinter steckt. Kapiert hat das kaum jemand. Heute kennt jeder den Begriff Veganismus. Die Menschen verstehen langsam, wieviele gute Gründe für diese Lebensweise sprechen: Da ist natürlich der Tierschutzaspekt, aber auch der gesundheitliche und der ökologische. In Los Angeles gibt es zum Beispiel sehr viele Veganer …

Weil sie es schick finden?
Weil sie gesünder und jünger aussehen möchten. Bei Bill Clinton war das zum Beispiel auch so. Er ist rein aus gesundheitlichen Gründen Veganer geworden und hat erst mit der Zeit realisiert, was dahinter steckt: Ressourcenschonung, all diese Dinge. Heute ist er ein politischer Veganer.

Kannst du dich an eine Situation erinnern, in der du gemerkt hast, dass sich die Zeiten geändert haben, dass Veganismus nicht mehr so exotisch anmutet?
Ja! Da gab es tatsächlich eine. Vor 13 oder 14 Jahren ging ich in New York in ein italienisches Restaurant und stellte fest, dass so gut wie jedes Gericht auf der Karte Fleisch oder Milchprodukte enthielt. Okay, da ist nichts für mich dabei, dachte ich und wollte gerade gehen. Doch der Besitzer hatte mitbekommen, dass ich Veganer bin. Er hat sich richtig gefreut und erzählte mir von der versteckten Karte für seine veganen Kunden …

Versteckt? Warum das denn?
Vielleicht, um die restliche Kundschaft nicht zu verwirren? Ich bekam jedenfalls ein großartiges veganes Menü – in einem Laden, dessen Speisekarte voller Fleischgerichte war. Da habe ich gemerkt, dass Veganismus nicht länger als so seltsam und exotisch angesehen wird wie noch wenige Jahre zuvor.

Kochst du auch gerne zu Hause?
Na ja. Sagen wir – ich weiß, wie es geht und tue es ab und zu. Als ich begann, vegan zu leben, wohnte ich in verlassenen Fabrikhallen und war ständig pleite, da musste ich kochen lernen. Aber ich bin nicht besonders gut darin.

Dass du Freunde bekochst, um sie davon zu überzeugen, wie lecker vegane Gerichte sind, kommt also selten vor?
Richtig. Mit denen gehe ich lieber in ein gutes veganes Restaurant. Davon gibt es in Los Angeles ja zum Glück eine Menge. Hier ist diese Ernährungsweise schon ziemlich normal. Anders als vielleicht in Athen oder so, wo Fleischgerichte der Standard sind …

Wie machst du das denn, wenn du unterwegs bist?
Ganz einfach: Ich informiere mich auf www.happycow.net. Jeder vegane Musiker tut das, bevor er auf Tour geht. Dort sind weltweit vegetarische und vegane Restaurants aufgelistet. Ehrlich, ohne „Happy Cow“ würden wir alle wohl nicht überleben. (lacht)

Zu was das Internet nicht alles gut ist … Letzte Frage: Schreibt das nur jeder Journalist von Wikipedia ab oder stimmt es, dass dein Ur-Ur-Großonkel Herman Melville war, der Autor von „Moby Dick“?
Nein, so weit ich weiß, stimmt das tatsächlich. Meine Eltern haben mich bestimmt so manches mal angeschwindelt, aber in dem Fall wohl nicht. Vor meiner Geburt hatten sie beschlossen, mich Richard Melville Hall zu nennen. Dann war ich auf der Welt und sie mussten sich eingestehen: Das ist ein ganz schön großer Name für so ein winziges, zartes Baby. Mein Vater hat dann eher als Gag damit begonnen, mich Moby zu nennen …

Und dabei blieb es.
Genau. Es sollte ein Name für meine ersten Lebensmonate sein, ein halbes Jahr vielleicht, aber niemand hat mich je Richard genannt. Wenn mich jemand so anspricht, drehe ich mich um und gucke, wen er denn meinen könnte …

Dann vielen Dank für das Gespräch, Moby.

 

Moby: Innocents-CoverZur Person:

Aufgewachsen mit Klassik, erwachsen geworden als Punkrocker, den Durchbruch geschafft mit sphärischen Dance-Klängen – der gebürtige New Yorker Moby, laut Pass Richard Melville Hall, ist ein musikalisches Chamäleon. Seit gut zwei Jahrzehnten gehört er zu den Stars der Electro-Pop-Szene, ohne sich auf das Genre festnageln zu lassen. Ist ihm nach Alternative-Rock, nimmt er eben auch mal ein punkig angehauchtes Album auf, so wie 1996 „Animal Rights“. Das aktuelle, „Innocents“, besticht jedoch wieder durch den typischen Moby-Sound: melodiös, synthetisch und irgendwie nicht von dieser Welt. Gut geeignet, um einen verregneten Sonntag zu vertrödeln oder sich einfach mal wieder mit Freunden in den Armen zu liegen. Wie so oft hat der 48-jährige auch diesmal wieder mit einer Reihe spannender Künstler zusammengearbeitet, darunter die kanadische Sängerin Cold Specks, mit der er die erste Single des Albums, „A Case For Shame“, geschrieben und aufgenommen hat.

Neben seiner Musik-Karriere engagiert sich Moby im Umwelt- und Tierschutz (u. a. für PETA) und gehört wohl zu den bekanntesten Veganern der Showbranche. Bereits Ende der 80er-Jahre schwor der einstige Fast-Food-Fan tierischen Produkten ab und kann sich heute nicht mehr vorstellen, anders zu leben. Mit seiner damaligen Freundin Kelly Tisdale gründete er 2002 das vegetarisch-vegane Bistro TeaNY in New York, in dem man ihn immer wieder mal antreffen kann.

 

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