Zwischen angenehmer, sanfter Stimulation und erdrückendem Aroma-Nebel
Zimtschnecke mümmelnd flaniert der eine munter durch das schwedische Möbel-Labyrinth, dem Nervenbruch nahe, krallt der andere sich am Einkaufswagen fest – so ein IKEA-Einkauf spaltet bekanntermaßen die Gemüter. Der Ort des finalen Eklats ist schließlich die Deko-Abteilung, denn zwischen Bilderrahmen und Plastikorchidee befindet sich hier das Objekt, an dem sich die Geister scheiden: die Duftkerze. Dass „Winterzauber“ oder „Sommerbrise“ nicht jedermanns Geschmack trifft, erscheint nachvollziehbar, aber gegen einen Hauch von Vanille in der Luft ist doch nichts einzuwenden, oder?
Die subjektive Wahrnehmung von Duftstoffen
Tatsächlich kommt das immer auf den persönlichen Geschmack an, denn Duftstoffe werden sehr unterschiedlich wahrgenommen und so empfinden vor allem sensiblere Gemüter Düfte schnell als unangenehm bis belastend. Das liegt daran, dass sich sowohl natürliche als auch synthetisch hergestellte Duftstoffe, die als flüchtige organische Bezeichnungen (VOC) bezeichnet werden, psychoaktiv auf den Menschen auswirken und dessen emotionale Verfasstheit beeinflussen können. Über die Atmung gelangen VOCs in den Organismus, breiten sich in den Blutbahnen aus und werden über Nervenfasern direkt in das Gehirn weitergeleitet. Dort werden die Informationen verarbeitet, interpretiert, mit möglichen Erinnerungen in Verbindung gebracht oder als Begleiterscheinung positiver wie auch negativer Ereignisse identifiziert. Diese emotionalisierende Wirkung macht sich auch das sogenannte Duftmarketing zunutze: Supermärkte, Flugzeuge, Möbelhäuser, Hotels oder Wellnessoasen werden beispielsweise über Klimaanlagen mit entsprechenden Aromen beduftet, um ein Wohlfühlklima zu erzeugen. Und auch im privaten Bereich sollen Raumsprays, Duftkerzen, Räucherstäbchen, Aromalampen, Duftbrunnen uvm. für eine gute Atmosphäre und einen angenehmen Frischeduft sorgen. Zweifelsohne kann diese Art der Aromatisierung des Raumes sich positiv auf den Körper auswirken, wenn auf eine hervorragende Qualität des Produktes geachtet wird. Zu empfehlen sind vor allem naturreine ätherische Öle. Zitrusaromen wie Grapefruit, Orange oder Limette wird eine belebende und konzentrationsfördernde Wirkung zugesprochen, Lavendel, Kamille und Vanille bestechen durch ihre beruhigende und harmonisierende Wirkung und werden daher gerne für die Beduftung des Schlafzimmers eingesetzt.
Weniger ist mehr!
Wie so oft gilt allerdings auch hier: Weniger ist mehr! Denn was anfänglich als angenehm und wohlriechend wahrgenommen wird, kann schnell ins Gegenteil umschlagen, Kopfschmerzen oder Beklemmungsgefühle verursachen und sogar Stressreaktionen hervorrufen. Vor allem Moschusersatzstoffe können sensiblen Menschen im wahrsten Sinne des Wortes aufs Gemüt schlagen. Sie sind kaum wasserlöslich, nur schwer abbaubar und reichern sich hierdurch mit der Zeit in der Umwelt und im Menschen an. Für derzeit 26 Duftstoffe besteht ab einer Konzentration von 0,01 Prozent außerdem eine Deklarationspflicht, da sie allesamt ein allergenes Potenzial aufweisen. Laut einer für das Umweltbundesamt durchgeführten Studie gibt es über eine halbe Million Duftstoff-Allergiker in Deutschland, die durch einen Direktkontakt oder das Inhalieren ausgewählter Duftstoffe gesundheitliche Probleme bekommen. Während Kosmetik- und Reinigungsartikel, die diese allergenen Stoffe beinhalten gekennzeichnet werden, sind Produkte zur Raumbeduftung von dieser Auflage entbunden. Es lohnt sich daher, darauf zu achten, gute Produkte in Bio-Qualität zu konsumieren bzw. auf naturreine Öle zurückzugreifen und den obligatorischen Duftbaum Duftbaum sein zu lassen.
Düfte für sensible Nasen
Wer ein sensibles Näschen hat oder zu Allergien neigt, dennoch ein bisschen Duft ins Wohnzimmer bringen möchte, der sollte sich an Rose, Lavendel und Teebaum halten, die allesamt als sehr gut verträglich gelten. Lavendel riecht nicht nur gut, sondern kann auch Kopfschmerzen lindern, wirkt beruhigend und kann im Schlafzimmer, auf einen Duftstein geträufelt, für einen erholsamen Schlaf sorgen. Der Geruch des entzündungshemmenden Teebaumöls hingegen öffnet die Atemwege und tut Erkälteten gut und der harmonisierende Duft der Rose wird bei depressiven Verstimmungen empfohlen.
Der Duft der Natur
So gut es in den heimischen Gemächern auch duften mag: Der Einsatz von Riechstoffen ersetzt nicht das unbedingt notwendige Lüften. Unangenehmer Mief ist ein Zeichen für mangelnde Hygiene und wird durch eine Beduftung nicht beseitigt sondern lediglich überlagert. Auch zu empfehlen ist übrigens der „Odeur naturelle“, der ganz automatisch erfrischt, in dem man die Fenster weit öffnet und die Gerüche der Natur hereinbittet. Wunderbar facettenreich präsentiert dieser sich zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten und duftet mal nach Schnee, mal nach feuchtem Laub, blühenden Blumen oder Regen auf Asphalt …