Bayern, Februar 2019: Rund 1,75 Millionen Menschen stimmten mit ihrer Unterschrift für Biodiversität – und machten das Volksbegehren Artenschutz unter dem Motto „Rettet die Bienen“ zu dem erfolgreichsten in der Geschichte Bayerns. Anfang April wurde es zum Gesetz. Doch was heißt Artenvielfalt eigentlich und warum ist sie so wichtig?
Autor: Christoph Köglmaier
Was bedeutet Biodiversität?
Biodiversität bedeutet in etwa die Vielfalt allen Lebens. Im Deutschen wird häufig
auch der Begriff Artenvielfalt verwendet. Das ist genau genommen nicht ganz rich-
tig, denn die Artenvielfalt, also eine möglichst hohe Anzahl verschiedener Tiere undPflanzen, ist nur ein Bestandteil von Biodiversität. Weitere sind die Vielfalt innerhalb einer Art, also genetische Unterschiede sowie die Vielfalt innerhalb und zwischen den Lebensräumen wie z.B. Stadt, Wald, Wiese, Weiher, Fluss oder (Tief-)See und deren Verbindungen untereinander.
Warum ist das wichtig?
Ein Ökosystem ist ein hochkomplexes Zusammenspiel verschiedener Fak-
toren. Insekten etwa dienen zum einen als Bestäuber von Nutzpflanzen, auf die
der Mensch existenziell angewiesen ist, zum anderen selbst als Nahrung. Studi-
en zeigen, dass seit 1989 über 75 Prozent aller Fluginsekten verschwunden sind.
Rund die Hälfte aller Bienenarten sind bestandsbedroht oder bereits ausgestor-
ben. Wenn aufgrund des Bienensterbens Obstbäume und Einkaufskörbe leer blei-
ben, geht es auch um unsere Existenz.
Rettet die Bienen? Es geht um mehr!
Eines steht fest: Ohne Bestäubung keine Ernte. Ohne Bienen also z.B. keine Gur-
ken, Kürbisse, Äpfel, Birnen, Himbeeren, auch kein Raps- und Sonnenblumenöl.
Wegen dieser Schlüsselrolle und ihrer Popularität standen sie auch an der Spit-
ze des Volksbegehrens. Im Kern geht es allerdings um sehr viel mehr: die Redu-
zierung von Ackergiften, insbesondere in Gewässernähe; Schaffung und Erhalt von Wiesen, Hecken und blühender Randstreifen an Wegen, Feldern und Gewässern, dienicht nur selbst Lebensräume sind, sondern solche auch verbinden; Ausbau der ökologischen Landwirtschaftsflächen (auf 30 Prozent bis 2030) und die Aufnahme des
Naturschutzes in die Ausbildung von Land- und Forstwirt*innen.
Wer profitiert von Artenvielfalt?
Ganz einfach: alle. Als erstes natürlich Tiere und Pflanzen, aber auch der Mensch
als Nutzer seiner Umwelt. Schadstoffe lagern sich nämlich in Böden und Feld-
früchten ab, aber auch im (Grund-)Wasser und darin lebenden Organismen wie z.B. Fischen. Verbraucher*innen profitieren, indem sie in Summe weniger Gift auf dem Tisch haben – egal ob in Trinkwasser, Fisch, Fleisch oder Kartoffeln.
Was kann man selbst tun?
In den meisten Punkten, ist die Politik gefragt, entsprechende Anreize und Vorgaben zu setzen. Im Allgemeinen geht es um eine naturnähere Nutzung unserer Umwelt. Wer sich z.B. für Bio-Gemüse entscheidet, entscheidet sich auch gegen Pestizide. Diese kommen nämlich im Bio-Anbau gar nicht erst zum Einsatz. Auch vor der eigenen Haustür kann man aktiv werden. Insektenhotels können den Krabblern Nistplätze zurückgeben, die ihnen anderswo genommen wurden. Spezielle Samenmischungen für wilde Kräuter und Blumen, die man auch in Blumenkästen ziehen kann, helfen nicht nur, deren Bestand zu sichern, sondern dienen als abwechslungsreiche Nahrung für verschiedenste Insekten. Immer mehr Landwirt*innen bieten zudem Blühpatenschaften an.