Die Zwiebel: Teufelsaustreiberin und vielschichtige Persönlichkeit

Die Zwiebel: Teufelsaustreiberin und vielschichtige Persönlichkeit

Der Teufel und die Zwiebel

Was dem Vampir der Knoblauch, ist dem Teufel die Zwiebel – zumindest, wenn man der Legende Glauben schenkt, die sich um das Esslinger Zwiebelfest rankt. Derzufolge hat sich der Beelzebub nämlich einst im Mittelalter verkleidet in die Stadt eingeschlichen, um für ein wenig Verwirrung zu sorgen. Doch als er auf dem Markt Appetit auf ein paar Äpfel bekam und die Verkäuferin um einen bat, hatte er nicht mit der Gewitztheit der Dame gerechnet. Die Marktfrau hatte nämlich seinen Pferdefuß unter der feinen Hose hervorblitzen sehen und blitzschnell verstanden, mit wem sie es zu tun hatte. So reichte sie dem Bittsteller statt des süßen Obstes eine knackige Zwiebel, in die der Höllenchef sogleich herzhaft biss. Daraufhin verzog er vor Abscheu das Gesicht und schimpfte, die Esslinger sollten fortan Zwieblinger heißen. Immerhin rauschte der finstere Bursche zugleich wütend aus der Stadt und ward nicht mehr gesehen. So werden die Esslinger bisweilen heute noch „Zwiebeln“ oder „Zwieblinger“ genannt, doch das dürfte verschmerzbar sein, wenn es doch das Böse abhält.

So fies auch der Teufel den Zwiebelgeschmack fand, so beliebt ist dieser sonst. Ja, die scharfe Knolle gehört gar zu den gängigsten Gemüsen überhaupt auf der Welt und gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Erste Zeugnisse ihres Anbaus gehen rund 5.000 Jahre zurück und führen nach China. Von dort gelangte sie nach Indien, wo sie zunächst als „Speise niederer Kasten“ wenig Anerkennung fand. In Ägypten dagegen, wohin sie ihr Weg, vermutlich über Mesopotamien, schließlich führte, sah dies ganz anders aus. Hier wurden Zwiebeln als Zahlungsmittel für die Arbeiter beim Pyramidenbau eingesetzt, den Göttern als Opfergaben gereicht und den Toten als Wegzehrung mitgegeben. Im Grab des Tutenchamun etwa fand man später einige Zwiebelreste.

Liebesapfel und Alleskönner

Lange bevor man schließlich im 15. Jahrhundert in den Niederlanden mit der Zwiebelzucht begann und die Knolle sich in ganz Europa verbreitete, schätzte man sie auch im alten Rom als Gemüse-, Gewürz- oder auch Heilpflanze bei allerlei Wehwehchen. Etwa zu gering ausgeprägter Libido. Angeblich kursierte damals der Spruch: „Wenn deine Frau alt und dein Glied erschöpft ist, iss so viele Zwiebeln, wie du kannst.“ Man darf getrost spekulieren, warum diese Weisheit heute nicht mehr ganz so geläufig ist. Zwar taucht die Zwiebel weiterhin in einigen Aphrodisiaka-Listen auf (weil scharf macht, was scharf ist?), doch ein Zuviel an Knollenverzehr kann buchstäblich „nach hinten losgehen“ und dürfte die Erotik eher killen als fördern. Rohe Zwiebeln enthalten nämlich Alliin, das beim Anschneiden (und damit dem Zerstören der Zwiebel-Zellen) mit dem Enzym Allinase in Kontakt gerät und als Folgeprodukt Allicin bildet – was den Gemüseschnibbler zunächst zum „Weinen“ bringt. Nach dem Verspeisen sorgt es dann im Darm für eine erhöhte Gasproduktion, und Blähungen sowie Flatulenzen sind die Folge, unangenehmer Geruch dank des enthaltenen Schwefels inklusive.

Moment, war da nicht was? Heißt es nicht, dass auch der Teufel nach Schwefel stinke? Dann hat er am Ende vielleicht doch noch Geschmack an den „falschen Äpfeln“ der Esslinger Marktfrau gefunden …

INFO:

Familie

Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae), Unterfamilie: Lauchgewächse (Solanaceae)

Arten

Die Gemeine Zwiebel gehört zur Gattung Allium, welche rund 260 Unterarten aufweist. Zu den gängigsten Sorten hierzulande gehören neben der Küchen- oder Sommerzwiebel Schalotten, Perl-, Silber- und Lauchzwiebeln.

Nährwert

Die Zwiebel ist, vor allem im rohen Zustand, ein wahres Allzweck-Heilmittel, das reich an Vitaminen (z.B. A, B, C, E, P), Mineralien (Kalium, Kalzium, Phosphor), Kieselsäure, sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Glukokinine) und Spurenelementen (z.B. Eisen) ist. Zudem hat der in ihr enthaltene schwefelhaltige Wirkstoff Isoalliin eine antibakterielle, desinfizierende Wirkung. Mit einem Zuckeranteil von ca. 10 Prozent sind sie ein recht nahrhaftes Gemüse und bringen es auf ca. 40 Kilokalorien pro 100 Gramm.
Achtung: Für Hunde und Katzen können Zwiebeln (wie auch Knoblauch) giftig sein! Denn das darin enthaltene N-Propyldisulfid kann deren rote Blutkörperchen zerstören (Hämolyse).

Verwendung

Zwiebeln gelten sowohl als Gemüse als auch als Gewürz. Ob roh oder geröstet sorgen sie kleingeschnitten bei Salaten und warmen Gerichten für angenehme Schärfe. Kochen, Dünsten oder Braten macht sie süßer, da dadurch ihr Zucker freigesetzt wird. Außerdem sind sie so magenveträglicher, wenn auch nährstoffärmer. Sie sind als Beilage beliebt, lassen sich einlegen oder füllen oder zu Gerichten wie Zwiebelkuchen oder -suppe weiterverarbeiten.

Einkauf

Achten Sie auf trieblose, kompakte Knollen mit glänzender, fest sitzender Schale. Auch ihrer Nase sollten Sie vertrauen: Bei muffigem Geruch lieber die Finger von den Zwiebeln lassen.

Lagerung

Kühl, dunkel und trocken (z.B. im Keller) gelagert, können Zwiebeln bis zu einem halben Jahr halten. Bei Helligkeit beginnen sie nach einer Weile zu treiben, wodurch die Knollen ihr Aroma verlieren. Letzteres geschieht auch bei Lagerung im Kühlschrank oder bei zu viel Feuchtigkeit, die das Gemüse faulen lässt.

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