Mittlerweile lässt sich von einem Massenphänomen sprechen: In den vergangenen Tagen sind weitere zehn Pottwale an der deutschen Nordseeküste gestorben.
Damit erhöht sich die Zahl der toten Meeressäuger, welche schon seit Beginn des Jahres durch Strandungen für Aufsehen und Verwirrung sorgen, auf 27 – sogar auf 28, wenn sich die Meldung bestätigt, dass ein weiteres Tier an der Nordküste Frankreichs, nahe Calais, verendet ist. Acht der letzten zehn Pottwale in Deutschland wurden in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Koogs gefunden, zwei weitere nordwestlich von Büsum. Auch für sie kam jede Hilfe zu spät. Und auch in ihrem Fall handelt es sich wieder um junge Bullen.
Warum in den vergangenen Wochen so viele der majestätischen Meeressäuger an den Nordseeküsten von Deutschland, England, den Niederlanden und eventuell auch Frankreich umkamen, ist immer noch ein Rätsel.
Wissenschaftler und Tierschützer äußern verschiedene Vermutungen zu den Umständen, welche die Strandung und so letztlich den Tod der Wale verursacht haben. Immer wieder wird der Verdacht laut, dass Lärmverschmutzung der Grund sein könnte, dass sich die jungen männlichen Tiere überhaupt in die Nordsee verirrt haben. Auch von möglichen veränderten Meeresströmungen ist die Rede. Was auch immer die Wale in die Nordsee getrieben hat: Für diese ist es fatal.
Denn bislang ist nur eines sicher: Die relativ flache Nordsee ist kein Lebensraum für diese große Zahnwalart. Die Echoortung, dank derer sich diese tief tauchenden Tiere orientieren, ist im flachen Wasser gestört. Zudem finden sie in der Nordsee kaum Tintenfisch, der für gewöhnlich 80 Prozent ihrer Nahrung ausmacht. Dennoch haben Untersuchungen der Kadaver in Großbritannien ergeben, dass die Pottwale nicht verhungert sind, sondern erst durch die Strandungen starben.
Die Umweltorganisation Greenpeace hat angesichts der Tragik und Größe dieser Massenstrandungen einen Live-Blog eingerichtet, der über die Ereignisse informiert.