Wissenswertes zur Kürbis-Zeit

Kaiser des Gartens — so wird er mitunter auch genannt, der Kürbis. Tatsächlich sehen sie ganz schön prächtig aus, die riesigen orangefarbenen Früchte, die uns bald wieder am Rande vieler Landstraßen entgegenleuchten. Grund genug, sich eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit mal genauer anzugucken.

Von: Carmen Schnitzer

Eine Delikatesse, die zugleich Heilmittel ist und aus der man auch Töpfe, Löffel,Karaffen, Vogelhäuschen und Musikinstrumente machen kann? Klingt schräg – doch der Flaschenkürbis wurde auf all diese Weisen benutzt. Nach Europa kam der afrikanische Allrounder schon früher als sein großer Bruder, der heute bekannte Gartenkürbis. Während jenen schon Karl der Große Anfang des 9. Jahrhunderts in seinen kaiserlichen Gärten anbauen ließ, brachte letzteren erst Christoph Kolumbus in die Alte Welt. Der hatte die uralte Kultur­ und Nutzpflanze 1492 auf Kuba entdeckt. Auf dem amerikanischen Kontinent werden Kürbisse schon seit ca. 10.000 bis 8.000 v. Chr. domestiziert, wie neueste archäologische Funde von Kernen und Schalenresten belegen. Der Anbau in Europa gestaltete sich jedoch zunächst schwierig, denn die krautige Pflanze liebt es warm. Mitte des 17. Jahrhunderts besiedelten schließlich die ersten englischen Kolonialisten Nordamerika und wurden dort von den Ureinwohnern unter anderem mit Kürbissen vertraut gemacht, deren robustere Kerne auch im kühlen Europa Früchte tragen konnten. Der Kürbis wächst am Boden oder rankt sich als Kletterpflanze an Zäunen und Fassaden empor. Ein Gemüse im botanischen Sinne ist er übrigens nicht!Hier gehört er zu den Beeren – anders als z.B. Erdbeeren, die Sammelnuss­ oder Himbeeren, die Sammelsteinfrüchte sind. Kürbisse gehören, ebenso wie Gemüsegurken, wegen der harten Außenschicht zu den sogenannten Panzerbeeren. Rund 800 verschiedene Sorten, die allesamt von fünf botanischen Arten abstammen, haben sich durch Auslese und Züchtung bis heute entwickelt. Es gibt winzig kleine oder riesengroße, warzige oder glatte, runde oder längliche, die Färbung variiert von leuchtendem Orange, über sattes Gelb, Grün, Blaugrau, Weiß bis hin zu mehrfarbigen Mustern.

Vielfältiger Alleskönner
Alle kultivierten Speisekürbis-­Arten sind so vielseitig wie nur wenige andere Lebensmittel. Für die Verarbeitung teilst du die Frucht zunächst am besten mit einem langen, scharfen Messer auf einer festen Unterlage, anschließend entfernst du die Kerne und das faserige Innere mit einem Löffel. Bei manchen Sorten – z. B. Sweet Dumpling oder Hokkaido – kannst du die Schale mitessen, bei anderen wird sie mit dem Messer stückchenweise entfernt. Kürbisse lassen sich braten, (über­)backen, dünsten, trocknen, als Dessert mit Agavendicksaft oder Sirup zubereiten oder zur pikanten Suppe pürieren, süßsauer einlegen oder goldbraun grillen. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt! Verwendbar ist nahezu alles: Fruchtfleisch, Blüten, Blätter, Sprossenspitzen – und natürlich die Kerne, die, geröstet und gesalzen, besonders im Mittelmeerraum gerne geknabbert werden. Oder man presst aus ihnen hochwertiges Kürbiskernöl, das z. B. Salatsaucen verfeinert. Achtung: Zum Erhitzen ist es nicht geeignet!Die oft bizarr geformten Zier_kürbisse sind dagegen ungenießbar. Ebenso abzuraten ist vom Verzehr gigantischer Rekordzüchtungen, die zwar essbar aber sehr faserreich und nicht besonders schmackhaft sind. Dafür beeindruckend: Der bislang größte Kürbis stammte von Jim und Kelsey Bryson aus Kanada und wog 824,85 kg! Ein optisches Highlight sind natürlich auch die Halloween-­Kürbisse mit ihren geschnitzten Gesichtern, durch die bald wieder in vielen Gärten und Wohnzimmern das Kerzenlichtscheinen wird. Dem eingangs genannten Flaschenkürbis steht nämlich der Gartenkürbis in nichts nach: Auch er kann viel mehr sein als „nur“ ein leckeres, gesundes Lebensmittel!

DER KÜRBIS

Familie: Kürbisgewächse (Cucurbitaceae)

Arten: Fünf der 15 Cucurbita-Arten sind kultiviert. Die bekannteste ist wohl der Gartenkürbis (Cucurbita pepo), zu dem z.B. die Sommerkürbisse Zucchini oder der Spaghettikürbis zählen. Des Weiteren gibt es den Moschuskürbis (Cucurbita moschata),
den Riesenkürbis (Cucurbita maxima) sowie den Ayote (Cucurbita argyrosperma), der hauptsächlich in Zentral- und Südamerika verbreitet ist. Von geringerer kulinarischer Bedeutung ist der Feigenblatt-Kürbis (Cucurbita ficifolia). Ursprünglich waren alle Arten bitter, wurden aber zu genießbaren Früchten gezüchtet, die sich heute in rund 800 Sorten (z. B. Golden Nugget, Butternut) aufspalten.

Nährwert: Nur rund 25 Kalorien stecken in 100 Gramm Kürbis, dafür ist er reich an Kalium (gut für Muskeln und Blutdruck), Vitamin C (für Zellschutz), Kalzium (für Zähne und Knochen), Phosphor (für einen stabilen Säure-Basen-Haushalt) und Beta-Carotin, das der Körper zu Vitamin A (wichtig für Sehkraft, Haut, Schleimhäute) umbauen kann.

Verwendung: Durch sein dezentes Eigenaroma lässt sich der Kürbis in den verschiedensten Geschmacksrichtungen zubereiten – süß z. B. als Kompott oder Kuchen, pikant z.B. als Suppe, Curry, Quiche oder Nudelfüllung. Achtung: Einmal angeschnitten verdirbt der Kürbis schnell! Im Kühlschrank ist er dann noch etwa zwei Tage haltbar.Fruchtfleisch-Reste lassen sich allerdings einfrieren.

Einkauf: Die deutsche Ernte dauert von September bis November. Achte beim Kauf auf eine feste, unverletzte Schale und darauf, dass der Kürbis noch ein Stückchen Stiel hat. Reife Winterkürbisse (z. B. Hokkaido) erkennst du beim Daraufklopfen am hohlen Klang.

Lagerung: Unverletzte, noch nicht ausgereifte Winterkürbisse erreichen nach ca. zwei Wochen Lagerung bei 15-20 Grad ihre Reife. Danach beträgt die optimale Lagertemperatur ca. 10-13 Grad. So können die Kürbisse einige Monate lang aufbewahrt werden. Unbedingt vor Frost schützen, der lässt sie faulen.

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