Kolumne: The struggle of being vegan

Kolumne: The struggle of being vegan
Fotocredit: Unsplash.com

Von links ruft mir jemand zu, dass ich ja nicht satt werden kann von dem ganzen Gemüse. Von rechts höre ich nur wirres Gemurmel darüber, wie lecker doch der Schinken vom Metzger ist. Wann hört denn der Quatsch endlich auf? Auf welche Weise könnte ich es schaffen, meine Liebsten für meine vegane Ernährung zu begeistern? Ich hab’s mal so versucht …

Autorin: Xenia Waporidis

Ich sitze auf einem kleinen Stuhl in einem abgedunkelten Raum und habe eine Augenbinde auf, plötzlich höre ich nur die Stimme von Oma Ingrid: „Sach et nochmal, wat bist du?!“ Der Scheinwerfer ist auf mich gerichtet, dann spüre ich die Hitze. „Ich … ich lebe vegan!“ Verdammt. Das Geheimnis ist gelüftet.

So versuche ich mir die absurden Situationen lustig vorzustellen, in denen ich mal wieder mit ungläubigen Blicken beäugt werde, nur weil ich keine Tiere essen will. Das ganze Thema „vegane Ernährung“ geht natürlich an keinem Abend ohne Kommentar aus. Ob es nun wieder Oma Ingrid ist, die sich Sorgen macht, weil an mir „nüscht mehr dran is“ oder ob es Freud*innen sind, die sich über mein mitgebrachtes Essen lustig machen, denn die Wurst in der Mensa ist viel geiler als der blöde Quinoa-Quatsch in meiner Tupperdose. Mittlerweile kann ich mit diesen Kommentaren ganz gut leben, nerviger ist es eher, wenn man die Warum-Frage an den Kopf geschleudert bekommt mitten beim Essen. Die Frage beantworte ich damit es schnell geht meistens mit folgendem Mantra: Für die Tiere, für meine Gesundheit und für die Umwelt. Wobei das ja schon wieder zehn andere Fragen bei meinem Gegenüber auslöst und ich merke, wie ich die Zähne zusammen beißen muss, um meinen genervten Seufzer zu verbergen. Lange habe ich hin und her überlegt, wie ich am besten mit solchen Situationen umgehe. Als erstes dachte ich mir, sollte ich differenzieren zwischen Menschen, die es wirklich nicht besser wissen und tatsächlich verstehen möchten, und denen, die sich einfach von meinem unangebrachten Vegan-Verhalten (Achtung, Ironie) angegriffen fühlen und überhaupt nichts verstehen wollen. So, dann muss ich aber nochmal differenzieren. Ich glaube nämlich, es ist produktiver, wenn ich meine Energie für die Menschen aufspare, die ich gern habe und liebe. So, dann habe ich monatelang die Menschen, die mir wirklich was bedeuten mit der Wahrheit konfrontiert und genötigt, sich all meine Vorträge anzuhören. Etliche Diskussionen habe ich geführt, manche produktiv, die meisten aber eher unproduktiv – und das nur um zu dem Schluss zu kommen, dass es keinen Sinn ergibt, jemandem seine eigene Ernährungsweise aufdrücken zu wollen. Diese Lösung klingt jetzt plump und einfach, aber habe einfach gemerkt, dass ich mich aufregen und erklären kann, wie ich möchte. Der einzige Weg jemanden vom Vegansein zu überzeugen, geht nur ohne Druck. Ob sich dann meine Liebsten in 14 Tagen eine Packung Bio-Eier kaufen, sollte mir Recht sein, denn egal wie sehr mir das Thema am Herzen liegt, die Streitereien sollte man sich zweimal überlegen.

Nachdem ich also resigniert hatte, fiel mir aber etwas Spannendes auf: Je öfter ich in der Küche stand, ob in meiner WG oder zu Hause bei meiner Familie, alle wollten gerne mein Essen probieren. Da wurde mir klar, dass dies vielleicht der Weg sein kann, wenigstens geschmacklich zu überzeugen. Seinen Liebsten gemeinsam eine vegane Alternative zum Lieblingsessen zu kochen, ist nämlich das A und O, denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Wenn die beste Freundin dann endlich versuchen möchte auf Fleisch vom Speiseplan zu nehmen, sollte man sie für jeden fleischlosen Tag auch mal loben. Und siehe da: Andauernd bekomme ich Nachrichten von Freund*innen, die wieder etwas tolles Veganes ausprobiert haben und damit auch ganz schön happy sind. Mission erfüllt!

Die Menschen, die sich einfach nur streiten wollen, wird es allerdings immer geben. Geduld und Gelassenheit – yeah, das sind zwei erstrebenswerte Eigenschaften, die das Leben erheblich erleichtern können. Die Meinung der Anderen muss man ja nicht immer so persönlich nehmen, es hat ja schließlich nichts mit mir zu tun, dass sich andere angegriffen fühlen, weil ihnen wahrscheinlich eine kleine heisere Stimme im Kopf sagt (natürlich mit Kölschem Akzent): „Du, Mensch, da is doch bestimmt wat dran mit de Fleisch, Jesundheit und de Tiere. Und dann auch noch dat mit de Klimadingsdabums …!“

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