Ayurvedische Ernährung

So funktioniert die ayurvedische Ernährung
(c) Chinh Le Duc on Unsplash

Alles Curry oder was?

Essen also. Das tun wir in der Regel täglich und ist daher oft das erste, was uns einfällt, wenn wir ein bisschen Ayurveda in unser Leben holen wollen. Tatsächlich ist die Ernährung auch eines der Kernstücke der Lehre. Also greifen wir zur Currypaste und gönnen uns … Stopp. So ein Gemüsecurry ist lecker, gar keine Frage, und darf gerne regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen. Ein Muss ist es in der ayurvedischen Ernährung jedoch nicht, und wenn dir der Sinn eher nach heimischen Genüssen steht, spricht nichts dagegen. Ein weit verbreiteter Irrtum ist der, dass ayurvedisches Essen zwangsläufig mit der indischen Küche gleichzusetzen ist. Dabei kann auch eine Kartoffelsuppe mit ein paar Spritzern Zitronensaft und knackigen Lauchzwiebeln den richtigen Zweck erfüllen. Denn eine wichtige Grundregel der Lehre besagt Folgendes: Jede Mahlzeit sollte die sechs Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, herb (zusammenziehend), bitter und scharf beinhalten. Diese sollen Einfluss auf Körper und Psyche haben und auf den individuellen Typ abgestimmt werden, um die Balance unserer drei Grundkräfte zu unterstützen und damit unser inneres Gleichgewicht zu stärken.

Die sechs Geschmackstrichtungen in der ayurvedischen Ernährung

Süß:

„Das süße Leben“ heißt es nicht umsonst – diese Geschmacksrichtung steht für Freude und Zufriedenheit. Zu den süßen Lebensmitteln zählen z.B. Datteln, süße Früchte, aber auch kohlehydratreiche Nahrung wie Reis, Nudeln oder Brot. Mit einigen Ausnahmen erhöhen süße Lebensmittel unseren Kapha-Anteil.

Sauer:

Sauer macht lustig? Im ayurvedischen Sinne vor allem wach und fit. Durch den Verzehr sollen unser Pitta- und Kapha-Anteil gestärkt werden – beispielsweise mit Zitronen, Sauerkraut, Weißwein, Tomaten oder Ananas.

Salzig:

Salziges beruhigt die Nerven – das weiß jeder, der schon mal eine Tüte Kartoffelchips geleert hat. Diese raue Menge ist zwar nicht empfehlenswert, doch in kleinen Mengen dürfen Sie solch salzigen Genüssen frönen. Gesünder, aber ebenfalls salzig sind z.B. Algen. „Befeuert“ werden hier die Faktoren Pitta und Kapha.

Scharf:

Geist und Sinne werden angeregt (und damit Pitta und Vata erhöht) durch scharfe Speisen und Gewürze wie Chilis, Ingwer, Pfeffer oder Meerrettich. Interessant: Der süß schmeckende Honig wird scharf verdaut und ist daher empfehlenswert als Süßungsmittel für Kapha-Typen.

Bitter:

Vata-erhöhend, appetitmildernd und reinigend wirkt Bitteres wie Chicorée, Radicchio, grüner Tee, Artischocken, Kurkuma oder Zimt.

Herb:

Unreife Bananen, Spinat, Hülsenfrüchte oder Kohl dürfen es beispielsweise sein, wenn es darum geht, das Vata zu erhöhen und damit neue Energie zu tanken oder auch hitzige Gemüter zu beruhigen.

Neben der Ausgewogenheits-Vorgabe sollten die Gerichte überdies aus möglichst naturbelassenen Zutaten bestehen und frisch gekocht werden. Was die einzelnen Wirkungen der Geschmacksrichtungen angeht, gilt wie so oft im Leben: Alles in Maßen. Ein Zuviel kann die wohltuende Wirkung ins Gegenteil umschlagen lassen.

Neben der Kombination der Komponenten betrifft das auch grundsätzlich die gesamte Portion. Iss dich satt, aber nicht zu satt, um die Verdauungsfunktionen nicht zu stören. Verdauung ist ohnehin ein Zauberwort im Ayurveda. Auch das tägliche Trinken von heißem Wasser soll diese unterstützen und damit zur inneren Reinigung beitragen. Zudem werden überwiegend warme Gerichte empfohlen. Zum Frühstück etwa warmer Dinkelbrei oder Couscous mit gedünstetem Obst wie Aprikosen und Äpfeln, gewürzt mit etwas Zimt und gesüßt mit Agavendicksaft.

So weit ein kleiner Überblick zur ayurvedischen Ernährung. Die Lehre beinhaltet aber bekanntlich noch mehr, bestimmte Kuren etwa wie das Reinigungsverfahren Panchakarma, das Körper und Seele wieder in Balance bringen soll und dazu unter anderem Fasten, Bäder, Einläufe, Massagen, Yoga, Musik- und Farbtherapie nutzt.

Achte auf deine innere Stimme

Trotz der fraglosen wichtigen und richtigen Aspekte, die indische Heilkunde anspricht, solltest du nicht kopflos und unreflektiert zum Maß aller Dinge erhoben werden (genauso wenig wie Schulmedizin oder andere alternative Heilmethoden). Allein schon, weil sich wie bei jedem Hype auch im Ayurveda-Bereich einige schwarze Schafe tummeln, die eher ihren eigenen Geldbeutel als das Wohl ihrer Klienten im Auge haben.

Benutze stets deinen gesunden Menschenverstand und informiere dich gründlich über den Anbieter, dem du dich anvertrauen willst. Vorsicht ist definitiv geboten bei allzu wilden Versprechungen, etwa der, man könne allein mit ayurvedischen Mitteln Aids oder Krebs heilen. Auch für die Wirksamkeit ayurvedischer Mittel bei der Behandlung harmloserer Krankheiten fehlen meist klare wissenschaftliche Belege, wobei hier natürlich auch das eigene Empfinden eine Rolle spielt: Wer heilt, hat recht. Und da ayurvedische Kräuter oft als Mischung verschiedener Kräuter ihre Wirkung entfalten können, sind sie hierzulande oft nicht als Heilmittel anerkannt, denn in Deutschland gilt: Dem einzelnen Kraut muss die Wirkung nachgewiesen werden, nicht dem Mix. Kleinere Zipperlein mit ayurvedischen Kräutern zu behandeln, kann also sinnvoll sein – bei gravierenderen Krankheiten sollte zusätzlich die Schulmedizin zurate gezogen werden. Erfreulicherweise öffnen sich hier immer mehr Ärzt*innen alternativen Heilmethoden, sodass wir auf eine Zukunft hoffen können, in der die Weisheit verschiedener Kulturen und Konzepte verschmilzt und kombiniert zu neuen Erkenntnissen führen kann.

 

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