Nerd oder Rockstar, Aktivist oder Electropopper? Mobys Persönlichkeit schillert – ohne aufdringliche Glitzereffekte. Im Interview spricht der überzeugte Veganer über Drogen, Tierschutz und Bill Clinton …
Ich habe gelesen, dass du Listen liebst. Welche hast du zuletzt geschrieben?
Welche war das gleich? Moment … Ich glaube, die mit den kleinen Fakten zu meinem Album, in meinem Online-Tagebuch. Es stimmt, ich mag es, Information in viele kleine Stückchen aufzuteilen. Keine Ahnung, warum mein Hirn da so darauf steht.
Mein Hirn liebt es, Geburtsdaten zu speichern.
Oh, ich wünschte, das täte meins auch! Ich vergesse ständig Geburtstage, das gibt manchmal ganz schön Ärger.
Beim Anhören deiner Songs fühle ich mich manchmal wie auf einem Drogen-Trip. Auf einem angenehmen, dem kein Kater folgt. Denkst du, Drogen und Musik haben etwas miteinander zu tun?
Nun ja, Musik und Drogen – diese Verbindung hat natürlich Geschichte. Man denke nur an LSD und den Psychedelic Rock in den 60ern. Ich selbst habe auch eine Weile alles genommen, was ich in die Finger bekommen konnte und außerdem Unmengen Alkohol getrunken.
Dafür siehst du aber ganz schön fit aus, soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann.
Ja, ich war ein relativ gesunder Süchtiger. Am Morgen nach einem heftigen Rausch habe ich mir einen Smoothie gemixt und einen veganen Burrito gegessen. Paradox, was? Einerseits habe ich mir all dieses giftige Zeug reingepfiffen, andererseits auf meine Ernährung geachtet. Meine Freunde fanden das komplett verrückt. Deren Katerfrühstück bestand eher aus Rührei mit Speck und Zigaretten. Seit fünf Jahren bin ich allerdings clean. Ich nehme keine Drogen mehr, und auch vom Alkohol lasse ich die Finger. Besser so, ich finde da einfach kein Maß.
Vielleicht bist du aber noch süchtig nach Kreativität? Du fotografierst, schreibst Songs … Gehörst du zu den Künstlern, die ihre Arbeit brauchen wie Essen, Trinken oder Schlafen? Die nervös werden, wenn sie eine Weile nichts geschaffen haben?
Gute Frage. Ich liebe es, Musik zu machen, genieße es wirklich sehr. Aber ob das wirklich vergleichbar ist mit solch einem Grundbedürfnis? Eher nicht. Ich kann durchaus auch mal abschalten. Wobei, wenn ich recht überlege – ein wenig unruhig werde ich schon, wenn ich eine Weile nicht kreativ war. Was mich übrigens speziell bei Musik fasziniert: Du kannst nebenbei noch etwas anderes tun. Nicht so wie zum Beispiel bei Literatur – wenn du ein Buch liest, musst du dich darauf konzentrieren. Ich stelle mir manchmal vor, in welchen Situationen Menschen meine Songs hören. Sind sie gerade auf dem Weg zur Arbeit? Haben sie Sex? Kommen sie von einer Beerdigung? Hören sie die Lieder auf einem kaputten iPod in ihrer Küche oder auf einer teuren Anlage? Das alles ist möglich, ist das nicht bemerkenswert? Ich liebe die Intimität, die darin steckt. Du begleitest die Leute bei ihrem Leben.
Langsam bekomme ich glatt Lust, Musikerin zu werden. Schade, dass mein Talent nicht ausreicht.
Ach, das ist keine Frage des Talents. Du brauchst einfach gute Software. (lacht)