Eingesperrt, durstig, bewegungsunfähig für Stunden: So sieht der Alltag der Tiere im Max-Planck-Institut in Tübingen aus. 42 Affen leben hier. Soko Tierschutz ermittelte sechs Monate lang undercover. Rund 100 Stunden Filmmaterial kamen zusammen. Letzte Woche sendete „stern TV“ einen Auszug davon und schockierte Millionen Zuschauer. Wir sprechen mit Friedrich Mülln (1. Vorsitzender des Vereins), der uns erzählt, welche Grausamkeiten unsere nächsten Verwandten erleiden müssen, während das MPI so tut, als ginge es den Affen gut.
Drei Millionen Versuchstiere leben in deutschen Forschungszentren. Mehr als ein Drittel der Lebewesen dient der Grundlagenforschung, wie sie auch am MPI in Tübingen betrieben wird. Am Institut für biologische Kybernetik habt ihr unfassbares Affenleid dokumentiert. Doch zunächst: Was untersucht man dort genau?
Nach eigenen Aussagen betreiben die Mitarbeiter dort Grundlagenforschung über die Funktionen des Primatengehirns. Aus unserer Sicht ist es ein Herumstochern im Dunkeln am falschen Objekt auf Kosten unglaublichen Tierleids.
Welche Untersuchungen werden mit den Affen gemacht, um mehr über das Primatengehirn herauszufinden?
Die Tests bei Bewusstsein spielen sich häufig in einer dunklen, schalldichten Kammer ab, in der die Affen an Schädelimplantaten festgeschraubt werden und in Primatenstühlen gefesselt sind. Dort müssen die durstigen Tiere bis zu fünf Stunden am Tag, fünf Tage die Woche auf einen Bildschirm starren und einen Hebel bedienen. Sie bekommen oft tagelang kein Wasser und erhalten dann im Versuch ab und zu einen Tropfen Saft. Bei anderen Versuchen werden die Augen mit Kontaktlinsen gewaltsam offen gehalten oder die Tiere werden in Endversuchen zu Tode experimentiert.
Wie lange leben die Affen in dem Institut?
Es gibt Tiere, die dort schon jahrelang leben müssen. Teilweise hatten sie davor schon Odysseen durch andere Tierversuchslabors wie bei Novartis in Wien hinter sich. Andere Affen werden mit Hilfe von Air France – der letzten großen Versuchstiertransport-Fluglinie – aus Mauritius nach Tübingen geschafft und dort innerhalb weniger Wochen getötet.
Ihr werft dem MPI vor, die Affen zu quälen. Was sagt das Institut zu den Vorwürfen?
Das Institut versucht zu verharmlosen und abzulenken, teilweise wird auch ganz klar gelogen. Zum Beispiel wird behauptet, das Labor wäre von unserem Ermittler, als dieser dort undercover arbeitete, über einen Schlaganfall eines schwer kranken Tieres nicht informiert worden. Das ist falsch! Man wusste dort Bescheid und konnte alles sehen. Die Tiere im Labor sind videoüberwacht.
Rein rechtlich sind Tierversuche erlaubt, wenn die Belastung für die Tiere „gering“ bzw. „mittel“ ist. Wie groß ist der Unterschied zwischen Gesetz und Realität?
Auf dem Papier bedeutet es, dass die Tiere eigentlich keine Schmerzen und kaum Stress haben. Zudem wird von Kooperation und Mitarbeit der Tiere gesprochen und sogar das Wort „Freiwilligkeit“ verwendet. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Erzwungene Kooperation durch Durst und Gewalt. Käfighaltung, Verhaltensstörungen, Stress und Angst. Jeder, der schon einmal Makkaken-Affen in Freiheit gesehen hat, weiß, dass diese Tiere nicht kooperieren und Angst vor dem Menschen haben. Zu Recht.
____ Bilder einer „mittleren“ Belastung _____________________________________
Copyright: BUAV/SOKO Tierschutz
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Wie sind solche Diskrepanzen möglich?
Das Problem ist, dass die Richter und auch die Behörden offenbar alles glauben, was die Tierexperimentatoren auftischen. Wildtiere werden ihrem sozialen Gefüge entrissen, in winzigen Kisten in Flugzeugen und LKWs um die Welt transportiert, in kleinen Käfigen gehalten und grausamen Operationen unterzogen. Anschließend werden sie auch noch unter Wasserentzug und Gewaltanwendung zu Versuchen gezwungen. Bei solchen Versuchen kann man nicht von geringer oder mittlerer Belastung sprechen. Die Belastung der Tiere ist gewaltig und die Versuche dürften niemals genehmigt werden.
Und doch passiert es. Welche Methoden wendet die Tierversuchs-Industrie an, um uns zu vermitteln, dass alles in Ordnung ist?
Sie zeigt nur die halbe Wahrheit. Das MPI versuchte bewusst, über die wahre Natur der Versuche hinwegzutäuschen. Auf der Homepage waren gesunde, agile Affen ohne große Schädelkammern zu sehen, man sprach von Freiwilligkeit und Tieren, die sogar dankbar sind, wenn man ihre aufgebrochenen Schädel regelmäßig reinigt.
Das klingt absurd …
Ja, das Labor erdreistete sich sogar, einen Tierschutzvorteil in der Tatsache zu sehen, dass die Tiere bei einigen Versuchen nicht mehr aus der Betäubung aufwachen und damit keine Leiden empfinden. Eine geradezu zynische Beschreibung von Tod durch Tierversuch.
Du schilderst furchtbare Szenen, doch wird stets suggeriert, dass wir um Affenversuche nicht herumkommen, wenn wir gesund bleiben und medizinischen Fortschritt wollen …
Tierversuche sind nicht ernsthaft auf den Menschen übertragbar. Sie sind der falsche Ansatz und wenn etwas vom Ansatz falsch ist, lässt es sich nicht verbessern.
Was heißt das konkret?
Jedes Jahr werden zahlreiche Medikamente aus erfolgreichen Tierversuchen nach Tests am Menschen zurückgezogen, da diese Mittel sich als gefährlich, teilweise sogar tödlich herausstellen. Andere echte Segen der Menschheit, wie Aspirin oder Penicillin, scheiterten im Tierversuch und wurden nur durch mutige Selbstversuche der Forscher zum Mittel der Wahl gegen Schmerz und gefährliche Krankheiten. Die richtige Forschung ist Forschung am Menschen für den Menschen. Hightech und nicht invasive Methoden wie Magnet-Resonanz ermöglichen eine sanfte und auf echter Freiwilligkeit basierende Forschung, die wirklichen Nutzen für den Menschen bringt.
Sieht die Politik dahingehend einen Handlungsbedarf?
Die Politik, wie man an dem – entschuldige – erbärmlichen, gebrochenen Wahlversprechen der Grünen sieht, macht nichts. Im Gegenteil, die Tierversuche werden immer mehr. Es werden immer mehr Labore gebaut und die Politiker machen mit. Auch der grüne Bürgermeister von Tübingen und die grüne Landesregierung.
Inwiefern?
Mit etwas Mut wäre es den Grünen möglich, die Versuche und den drohenden Bau eines Mega-Affenlabors durch das MPI zu verhindern. Man könnte auch die Affentransporte stoppen oder eben endlich das Verbandsklagerecht einführen, damit wir für die Tiere klagen können. Leider sieht es in jeder Hinsicht schlecht aus.
Was kann der einzelne Verbraucher tun?
Jeder muss seine Stimme erheben und protestieren. Schreiben Sie Briefe an die Politiker, sagen Sie welche Konsequenzen der Verrat an den Affen hat und unterstützen Sie unsere Arbeit und z.B unsere Demo in Tübingen am 20.09.2014.
Mehr zu den Kampagnen, Einsätzen und Erfolgen des Tierschutzvereins gibt es unter
www.soko-tierschutz.org und in der Veggie-Journal-Ausgabe 1/13.
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Wie können Sie sonst noch aktiv werden? Unterschreiben Sie diese Petition der Privatperson Dustin Hünten für die Abschaffung von Affen-Versuchen am MPI in Tübingen. Über 15.376 Menschen haben den Labor-Tieren bereits ihre Stimme gegeben. (Stand: 16.09.2014)
Man müsste die jeweiligen Politiker, Richter und Betreiber in so einem Apparat einsperren damit man sieht wie Scheisse funktioniert. Wut!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hätte ich eine privat Armee würde ich solche Einrichtungen den Erdboden gleich machen!!!!!