Gerade im Herbst, wenn die Bäume ihr buntes Kleid fallen lassen, kommen sie besonders oft zum Einsatz: Laubbläser. Als viel zu laut und viel zu unnötig empfinden die meisten unter uns diese Lärmer. Wir haben mit Martina Gehret vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) über das wohl derzeit meist gehasste Gerät auf den Straßen und in Nachbars Garten gesprochen und herausgefunden, warum der Laubbläser nicht nur unseren Ohren schadet, sondern auch für viele Tiere und unsere Umwelt eine große Belastung darstellt.
Martina Gehret, Diplom-Ingenieurin für Wald- und Forstwirtschaft.
Liebe Frau Gehret, gleich zwei Ungetüme treiben derzeit ihr Unwesen auf den Straßen und in den heimischen Gärten. Worin besteht der Unterschied zwischen einem Laubsauger und einem Laubbläser und welches dieser beiden Geräte wird häufiger genutzt?
Der Laubsauger saugt das Laub ein und zerhäckselt es gleichzeitig, während der Laubbläser es lediglich von der Straße wegbläst. Es gibt auch kombinierte Geräte, die eine Blas- und Saugfunktion haben. Zur Reinigung der Straße wird meistens ein Laubbläser verwendet, in den privaten Gärten ist es meistens der Laubsauger, der zum Einsatz kommt. Die zerkleinerte Laubmasse ist so am einfachsten zu entsorgen. Es ist natürlich viel bequemer ein solches Gerät zu nutzen, als einen Besen oder einen Rechen in die Hand zu nehmen …
Aber auch viel lauter …
Richtig! Der Schallpegel überschreitet sogar manchmal 100 Dezibel und damit sind Laubbläser und -sauger manches Mal sogar lauter als ein Presslufthammer. Weder für uns Menschen noch für Tiere ist das gesund.
Inwiefern stellen Laubbläser und -sauger eine Gefahr für die heimische Tierwelt dar?
Vor allem unterhalb der Laubschicht tummelt sich allerlei Getier. Nicht nur Igel, sondern auch Tausendfüßler, Käfer und andere Insekten suchen im Laub Schutz und überwintern in der ersten Bodenschicht, die normalerweise von den herabfallenden Blättern geschützt sein sollte. Wenn diese allerdings entfernt werden, dann kommen gleichzeitig auch Tiere zu Schaden. Sogar junge Igel werden oftmals eingesaugt. Und denjenigen, denen dieses Schicksal erspart bleibt, fehlt die Nahrungsgrundlage, denn verschwinden die Insekten aus dem Laub, können sich die Igel keinen Speck anfressen und sind nicht stark genug, um zu überwintern.
Zudem leidet auch die Natur …
Ja, denn wenn die Laubblätter entsorgt werden, dann wird dem Boden Nahrung und Humus entzogen. Während dem Boden somit wichtige Nährstoffe fehlen, fällt auch der natürliche Frostschutz für Wurzeln und Stammfüße weg. Normalerweise ist es das Herbstlaub, das Pflanzen und Bäume vor Austrocknung und Kälte schützt.
Was wäre die beste Alternative zu Laubbläsern und -saugern, die Umwelt, Mensch und Tier zugute kommt?
Das Laub einfach liegen lassen (lacht). Für die meisten Menschen ist das natürlich keine Alternative, aber für die Tiere und die Umwelt wäre es das Beste. Anstatt sich über den natürlichen Winterschutz zu freuen, kaufen viele Menschen im Baumarkt Kokosmatten oder Ähnliches, um ihre Pflanzen vor dem Frost zu schützen. Laub, Reisig und Äste sind dabei die natürlichere Variante und bieten noch dazu schutzsuchenden Tieren einen Unterschlupf.
INFO:
Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) setzt sich neben seinem Engagement für unsere gefiederten Freunde auch für den Natur- und Tierschutz sowie den Erhalt der Artenvielfalt ein. Bei ihrem aktuellen Igel-Forschungsprojekt werden mit der Unterstützung des Bayerischen Rundfunks und sogenannten Bürgerforschern Igelpopulationen beobachtet und wichtige Daten erfasst, um die kleinen Vierbeiner zukünftig besser schützen zu können. Einen kleinen Beitrag zum Thema Laubsauger und -bläser findet ihr auf dem zugehörigen Blog unter http://igel-in-bayern.br.de/laubsauger/.
Fotos: (c) LBV; (c) Chris Lawton // Unsplash