Vegetarische und vegane Läden schießen wie Pilze aus dem Boden. Bio-Brands und Öko-Label werden immer beliebter. Das legt den Eindruck nahe, dass gerade junge Menschen immer mehr Bewusstsein für Umweltschutz mitbringen. Leider nur schöner Schein – zumindest sagt das eine Studie, die das Umweltbundesamt vor Kurzem veröffentlicht hat.
Welche Gedanken machen sich junge Leute zu Klima und Umwelt? Danach hat die Studie gefragt, aber auch danach, wie sich die 14- bis 25-Jährigen in Deutschland im Alltag verhalten. Und ja: Junge Menschen sind problembewusster als ältere Generationen. Als Kinder einer globalisierten Welt wissen sie um die Auswirkungen von Klimawandel, Artensterben und Ausbeutung von Ressourcen.
Aber sich deswegen im Alltag anders verhalten, gar auf neue Klamotten oder Smartphones verzichten? Das lieber nicht. Vor allem, wenn es um den Konsum von Markenkleidung und Unterhaltungselektronik geht, sind offenbar Jüngere immer weniger bereit, umweltbewusst zu handeln. Die Studie bestätigt eine Umfrage von Greenpeace: Im vergangenen Jahr hat die Umweltorganisation offengelegt, dass sich junge Erwachsene zwar der Produktionsbedingungen in der Modeindustrie bewusst sind – sie das aber nicht davon abhält, bei jenen Ketten und Anbietern einzukaufen, die deswegen in der Kritik stehen.
Weniger frisches Blut im Umweltschutz
Dieser Widerspruch im Verhalten insbesondere junger Menschen klingt zwar zunächst nicht wirklich überraschend, ist aber in dieser starken Ausprägung ein neues Phänomen. Bis vor wenigen Jahren lebte der Umweltschutz gerade von jungen Menschen. Sie waren das frische Blut der Naturschutzbewegung und lieferten Einstellung, Energie und Erfindungsreichtum, um mehr auf unseren Umgang mit der Erde achtzugeben.
Heute scheint gelebtes Umweltbewusstsein eine Sache älterer Generationen zu werden. Zwar versucht mancher, die Natur in den Alltag zurückzuholen, zum Beispiel durch Urban Gardening oder durch Bienenzüchten auf dem Balkon. Doch bleiben diese Initiativen Nischenphänomene. Der Unterschied zwischen Menschen, die ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltfragen besitzen und einem Mainstream, der darauf kaum Wert legt, wird laut Studie gerade unter Jüngeren größer.
Alltags-Pessimismus hindert am Umweltschutz
Warum das so ist, lässt sich dank der Studie des Umweltbundesamtes erahnen. Das Alltagsbewusstsein junger Leute ist in den letzten Jahren stärker geprägt von Ungewissheiten, von erhöhtem Leistungsdruck und unsicheren Jobperspektiven. Weil die gegenwärtigen Zeiten so unsicher scheinen, regieren offenbar gerade junge Erwachsene mit dem Wunsch nach einem hohen Lebensstandard. Auch Selbstentfaltung bekommt oberste Priorität. Sie wollen gerade entgegen aller Ungewissheiten ein „gutes Leben“ und am Wohlstand teilhaben – da sinkt die Bereitschaft, zugunsten der Umwelt weniger zu konsumieren. Dass Natur in einem „guten Leben“ eine Rolle spielt, denken nur 21 Prozent der 14- bis 25-Jährigen. Dagegen wollen 30 Prozent der Befragten aller Altersgruppen eine intakte Natur genießen.
Umweltbewusstsein und Lifestyle müssen sich aber nicht widersprechen
Dabei zeigt die Studie auch beste Beispiele, dass „hipper“ Lifestyle und nachhaltiges Verhalten nicht im Kontrast stehen müssen. Ganz im Gegenteil: In Sachen nachhaltiger Ernährung haben jüngere Leute die Nase vorn und schränken sich gerne ein. Sie kaufen zunehmend Bioprodukte und essen weniger Fleisch und Fisch. Nirgends in der Gesellschaft gibt es mehr Vegetarier und Veganer als in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Und die Zahlen steigen!
Wo Lifestyle und Umweltbewusstsein ebenfalls mit viel Dynamik zusammengehen, ist Mobilität. Das Auto hat als Fortbewegungsmittel und als Statussymbol bei immer mehr jungen Leuten ausgedient. Sie setzen vermehrt auf umweltfreundliche Alternativen, fahren mit Rad, Bus oder Bahn. Aber auch kollaborative Ideen wie Car-Sharing sind schwer im Kommen.
Wenn Sie sich genauer für die Details und Hintergründe der Studie des Umweltbundesamtes interessieren, können Sie jene hier einsehen.
Bei einer Diskussion mit meinen Freunden von http://www.fairtragen.de haben wir auch festgestellt, das der Vorteil von Billigkleidung bei der Mehrheit über dem Bewusstsein steht. Viele wissen aber auch nicht, dass es Pullis schon ab 40 Eur und T-Shirts ab 10 Eur gibt. Und ich kann meine Klamotten auch immer mindestens 5 Jahre lang zu tragen. Das hat bei mir früher (als ich noch bei H&M und C&A usw. eingekauft habe) nicht geklappt.
Vielen Dank für den Artikel!