Illustration: Alexander Springborn
Forscher entnehmen ihnen die Organe oder pflanzen neue ein, fesseln sie, zerstören ihre Gehirne oder infizieren sie mit Krankheiten. Das Leben von Versuchstieren ist eine Qual. Eine Qual, die für uns Menschen notwendig ist, sagen die einen. Für untragbar halten sie dagegen andere. Was findet da im Labor eigentlich statt? Und muss das sein?
„Raus aus den Labo-ren, Tie-re raus! Raus aus den Labo-ren, Tie-re raus!“, riefen 1.700 Menschen am 25.10.2014 in Stuttgart auf einer Großdemonstration im Chor. Damit machten sie auf das grausame Leid der Affen in den Tierversuchslaboren des Max-Planck-Instituts aufmerksam. Ihre Forderung ist deutlich: Politik und Behörden sollen umgehend die Affenversuche stoppen! Der Verein Soko Tierschutz hatte sechs Monate lang undercover im Tübinger Primatenzentrum gefilmt und mit den Aufnahmen im vergangenen September Millionen Menschen schockiert. (Wir berichteten auf unserer Homepage.) Mehr dazu später.
Warum werden Tierversuche gemacht? Sind sie grausam, aber erforderlich? Gibt es tierleidfreie Alternativen – und wenn ja, wie vielversprechend sind sie? Wenn Sie keine Antworten auf die Fragen haben, können wir Ihnen versichern: Sie sind nicht allein. Während wir uns nämlich ziemlich genau vorstellen können, wie es in einem Tierhaltungsbetrieb, einem Zirkus oder einem Zoo aussieht, wissen nur die wenigsten, was in einem Tierversuchslabor passiert. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, hat in der Regel nur die Möglichkeit, sich über das Internet oder die Bücherei zu informieren, da dem Otto Normalverbraucher der Zugang zu Tierversuchslaboren verwehrt wird.
Grausame Statistik
Die hinter den Tierversuchen stehende Absicht ist eigentlich eine gute: Der Gesetzgeber will den Verbraucher schützen. Wir sollen sichergehen können, dass Produkte, mit denen wir in Berührung kommen, uns nicht schaden. Leiden wir z.B. an Kopfschmerzen, können wir in die Apotheke gehen und ein wirksames Medikament kaufen. Der eine mag eine, der andere zwei Tabletten benötigen, aber in beiden Fällen brauchen wir keine Angst vor extrem gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen zu haben. So weit, so gut – zumindest für uns Menschen!
Die Arzneimittelforschung testet die Schädlichkeit neuer Medikamente nämlich zuerst an Tieren. Aber nicht nur hier werden Tiere als Messinstrumenten benutzt: Die chemische Industrie z.B. überprüft an ihnen, wie sicher neue Wasch-, Putz-, Sucht- oder beispielsweise Lebensmittel sind. Um Krankheitsbilder wie etwa Schlaganfälle, Alzheimer oder Rheuma weiter zu erforschen und neue Therapien zu entwickeln, erzeugen die Grundlagenforschung sowie die Gentechnik bei Tieren unter anderem menschliche Krankheiten.
Wie viele Tiere für diese Untersuchungen gebraucht werden, bedarf einer großen Vorstellungskraft. Statistisch sterben nämlich für die Wissenschaft jeden Tag rund 8.400 Versuchstiere in deutschen Laboren! 2012 überschritten wir mit 3.08 Millionen Versuchstieren das erste Mal die Drei-Millionen-Marke – so die Zahlen des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Seit dem 1.1.1989 besteht eine gesetzliche Meldeverordnung in Deutschland, in der alle „verbrauchten“ (so die offizielle Bezeichnung) Tiere registriert werden müssen. Die Anzahl steigt seitdem kontinuierlich. (…)
Den ganzen Artikel gibt’s in der Dezember/Januar-Ausgabe 2014/2015 ab Seite 18, die Sie hier bestellen können. Alle Hefte schicken wir Ihnen portofrei zu.