VEGGIE-Mum 2.0
Aus dem Leben einer veganen Mutter
Kindfrei
„Wir sind allein. Allein, allein.“ Spontan kommt mir der Songtext von Polarkreis 18 in den Sinn, als ich durch das nächtlich, pulsierende Glockenbachviertel in München langsam nach Hause laufe. Neben mir meine Hündin, die dann und wann zu mir hochblickt, hinter mir meine Tochter, auf dem Arm ihres Vaters, der sie gleich in seine Wohnung trägt und zu Bett bringt. Vor mir zwei Wochen „Kindfrei“. Der Abschied fiel uns wahrlich schwer. Schon im Biergarten wollten wir uns verabschieden, dann bin ich doch mit in den Bus gestiegen. Mein großes, fünfjähriges Mädchen an mich geklammert. Zuletzt stand ich im Innenhof des väterlichen Hauses. Jetzt aber wirklich!
Abschiede fallen mir schwer. Immer schon. Ich weiß, dass ich meine Verlustangst auf meine Tochter übertrage. Zwar ungewollt, aber eben auch nicht ungehindert. Und zwei Wochen sind wirklich eine lange Zeit, die es zu überbrücken gilt. „Gemein, gemein“, ruft mein Herz. Wie gerne würde ich die nächsten zwei Wochen ebenso am Strand verbringen – zusammen mit meiner Tochter. Stattdessen sitze ich in der Redaktion und schreibe diesen Text, der mir aber ein wenig dabei hilft, mein Gluckenmuttertum zu vertreiben. Und ehrlicherweise, alleine bin ich ja auch nicht: Hund, Freund, Freunde – alle da und außerdem habe ich ja noch mich selbst, um die ich mich kümmern sollte. Endlich habe ich Zeit meine Yogapraxis zu vertiefen, etwas länger zu schlafen als gewöhnlich und mich mal eine kurze Zeit nicht nur als Mutter zu sehen. Leise singend laufe ich weiter. Um mich herum der urbane Sommer, der Geruch der nahen Isar, das Lachen der Menschen. Herrlich!
Kim Schumacher ist Mutter einer fünfjährigen Tochter und lebt seit 2013 vegan. Sie ist Volontärin des Veggie Journals und berichtet regelmäßig aus ihrem veganen Familienalltag. Gemeinsam mit Tochter und Hündin lebt Schumacher in München.