Franzosen essen Froschschenkel, Deutsche trinken Bier wie Wasser und haben eine Vorliebe für Würste, Amerikaner können die Finger nicht von Burgern lassen und bei den Russen ersetzt Wodka die Mahlzeit. Im Atlas der Vorurteile findet man viele Klischees. Aber wie sieht es tatsächlich in den Ländern dieser Erde aus? Was wird wo gegessen und wie steht es um das Thema Veganismus? Ein kleiner Ausschnitt aus einem weiten Feld …
Bevor wir in die Ferne schweifen, sehen wir uns zunächst hierzulande etwas um. Deutschland, wie auch sein Nachbarland Österreich, gilt vor allem in puncto Bio als Vorreiter und findet sich auch in der Liste der Länder mit dem höchsten Anteil an Vegetariern unter den ersten sechs wieder. Rund 8 Millionen Deutsche essen demnach weder Fleisch noch Fisch, 1,3 Millionen ernähren sich rein pflanzlich. Dennoch stehen, dem Klischee entsprechend, neben Spätzle und Kartoffeln vor allem Fleisch und Wurst hoch im Kurs und landen teilweise mehrmals täglich auf dem Tisch. Eine besondere Vorliebe haben die Deutschen außerdem für mediterrane Kost und so haben es ihnen vor allem Pasta und Pizza angetan. Laut Statistik prallen in unseren Gefilden zwei Extreme aufeinander: Während die Bioläden sich immer größerer Beliebtheit erfreuen und das Bewusstsein für Regionalität wächst, gilt für viele Konsumenten vor allem eins: Geiz ist geil.
Lässt man seinen Blick weiter über die kulinarische Weltkarte schweifen, so sticht einem vor allem Indien ins Auge. Mit beinahe 40 Prozent fleischlos lebenden Einwohnern ist Indien das Land, in dem weltweit die meisten Vegetarier und Veganer leben. Ein Großteil der landestypischen Speisen beinhaltet weder Fleisch noch Fisch oder lässt sich leicht veganisieren. Neben der großen Armut, die es vielen Indern versagt, tierische Produkte zu konsumieren, ist es vor allem auch die Religion, die Indien zum vegetarischsten Land der Welt macht. Unter Buddhisten, Hindus Sikhs und Jains kollidiert das Essen von Tieren mit den jeweiligen Glaubenssätzen, wie etwa der Reinkarnation. 2013 versuchte sich sogar Mc Donalds dem indischen Essverhalten anzupassen, einige rein vegetarische Filialen zu etablieren und entwickelte eigens hierfür neue Rezepturen. Neben Indien gilt übrigens auch Israel, insbesondere Tel Aviv-Jaffa, als Hochburg des Veganismus. In keinem Land der Welt ist der Vegan-Trend so präsent wie hier, wo frisches Obst und Gemüse, Falafel, Hummus, Tahini und Baba Ganoush die Basis für innovative Kreationen sind, die zu einem Sesam-Shake in einem der hippen Cafés der Stadt serviert werden.
Am anderen Ende der Welt befindet sich das wunderschöne Australien, das vor allem aufgrund seiner kulinarischen Diversität so interessant ist. Die klimatische Vielfalt erlaubt es den Einwohnern, die unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten anzubauen und damit für eine immens große Nahrungsmittel-Vielfalt zu sorgen. Tropen- gedeihen hier ebenso wie Zitrusfrüchte, Äpfel, Birnen, Trauben, Gemüse sowie Getreidesorten aller Art. Die traditionell australische Küche, die ihre Wurzeln in der englischen Küche hat, ist sehr fleischlastig und vor allem auf das landestypische Barbecue ausgerichtet. Als Klassiker gilt außerdem Vegemite, ein Hefextrat, der als Brotaufstrich dient und in Form von Hefeflocken auch hierzulande die ein oder andere Speise „deftig“ macht. Aufgrund der hohen Einwanderungsquote lassen sich in Australien aber auch Spezialitäten aus aller Herren Länder genießen. Ob Vietnamesisch, Italienisch, Französisch oder Chinesisch – neben den zahlreichen Saft- und Smoothiebars finden sich Restaurants, die jeden Geschmack bedienen. Auch der Veganismus ist in Australien relativ weit verbreitet und wird von der Regierung sogar offiziell als „praktikable Option für alle Bürger, inklusive Babys, Schwangere und stillende Frauen“ anerkannt.
Während auch in unserer direkten Nachbarschaft, wie etwa in England, Italien oder Irland veganes oder vegetarisches Essen längst keine Außergewöhnlichkeit mehr ist, scheint sich ein europäisches Land vehement gegen Sojadrink und Co. zu sträuben … Den berühmten Café au Lait mit Pflanzenmilch zu bestellen oder eine Käseplatte abzulehnen, kommt in Frankreich vielerorts einem Fauxpas gleich. Außerdem interessant: Im französischen Sprachgebrauch zählt Geflügel nicht zu Fleisch und so kann es durchaus passieren, dass ein Hühnerfrikassee als vegetarisch ausgewiesen wird. Froschschenkel werden in Frankreich übrigens tatsächlich serviert und auch die Leidenschaft der Franzosen für exquisites Essen und guten Wein ist nicht von der Hand zu weisen – es gehört einfach dazu, zum Savoir-vivre. Und so ist es kaum verwunderlich, dass Frankreich zu den Ländern zählt, die im Vergleich zu anderen besonders viel Geld für Nahrungsmittel ausgeben und viel Wert auf eine gute Qualität legen.
Sowohl in Frankreich, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt lässt sich bezüglich des Konsumverhaltens aber vor allem feststellen, dass der Griff zum Laptop den zum Einkaufskorb immer öfter ersetzt. Online Shopping boomt nicht nur, was den Kauf von Büchern, Elektroartikeln oder Kleidung betrifft, auch Lebensmittel landen mehr und mehr im virtuellen Warenkorb. Vor allem in China kommt der Einkauf per Klick besonders gut an, gefolgt von den USA, dem Vereinigten Königreich und Japan.
Ob verzuckert oder gesund, fleischlastig oder pflanzlich, ursprünglich oder innovativ, aus dem Jutebeutel oder aus dem Internet – eines steht fest: Die Welt is(s)t bunt und vielfältig!
In welche Kochtöpfe dieser Welt hast du schon einen Blick werfen können und wie sind deine Erfahrungen mit vegetarischer oder veganer Ernährung im Ausland? Unter redaktion@veganworld.de freuen wir uns über Anekdoten und Reise-Impressionen!