Der Alarm kommt aus den Schlachthöfen selbst: Fleischkontrolleure warnen, dass Eiter- und Fäkalkeime auf den Tellern der Verbrauchern landen. Das liegt nicht nur am Schlachtbetrieb im Akkord, sondern auch an den Vorschriften der EU.
Im Sinne des Verbraucherschutzes soll es hygienisch zugehen, gerade im Schlachthof. So betonen es Industrie und Politik – gerade nach den wiederholten Fleischskandalen in den vergangenen Jahren. Doch entspricht das der Wahrheit? Das NDR-Magazin „Markt“ hat nachgeforscht, nachdem Fleischkontrolleure selbst das zuständige Veterinäramt darauf hingewiesen hätten, dass die Missstände bei den Untersuchungen des Fleisches groß sind. Im Fokus: Die Produktion von Schweinefleisch.
Wie erschreckend lax die Kontrollen in Schlachthöfen sind, stellt sich im Beitrag des NDRs im Gespräch mit außenstehenden Experten, aber ebenso mit Mitarbeitern der Tierindustrie heraus. Das hat auch einen politischen Grund: Seit 2014 regelt die EU-Verordnung 219 die visuelle Fleischbeschau. Um keine Keime, zum Beispiel Salmonellen, durch das Durchtasten und Anschneiden der Schweinehälften während der Kontrolle zu übertragen, wurde die grundlegende Fleischuntersuchung auf eine „Besichtigung“ mit bloßem Auge beschränkt. Nur im Verdachtsfall darf die Kontrolle noch Hand oder Messer anlegen, etwa, um infektiöses, also mit Bakterien kontaminiertes Gewebe zu entfernen.
Der NDR berichtet, dass diese EU-Vorschrift zu einer dramatischen Verschlechterung der Kontrollen geführt habe. In dem Beitrag ist Bildmaterial zu sehen, das nicht nur die gravierenden Missstände in der Tierhaltung andeutet (Eiterbeulen sind bei Mastschweinen häufig zu finden), sondern auch in der Hygiene im Schlachtbetrieb sowie in der Untersuchung des Fleisches. In der Industrie ist Zeit bares Geld: Die Geschwindigkeit, mit der die Kontrolleure die Schweinehälften beschauen sollen, ist so hoch, dass sie die verdächtigen Stellen gar nicht vollständig sehen können, ob Eiterbeulen, ausgetretene Fäkalien, Parasitenbefall oder anderes verdächtiges Gewebe. Vor allem, wenn das Fleisch dann vom Verbraucher nicht ausreichend erhitzt wird, liegt mit dem Schnitzel ein massive Infektionsquelle auf dem Teller.
Wenn die Zustände so schlimm sind, warum aber dringt dann so wenig davon aus den Schlachthöfen nach außen? Sowohl im Fall der Schlachtung als auch der Kontrolle liegt der Fehler zumeist nicht bei den Arbeitern und Kontrolleuren selbst, sondern im System der Tierindustrie. In dem preisgekrönten Zeit-Artikel „Die Schlachtordnung“ hatte die Journalistin Anne Kunze schon 2014 geschildert, unter welch menschenunwürdigen Bedingungen die Angestellten der Fleischindustrie arbeiten: unterbezahlt, unausgebildet, ausgebeutet. „Drecksarbeit“ im Akkord. Hygienevorschriften einzuhalten ist unter diesen Umständen nur schwer möglich. Doch auch im NDR-Magazin „Markt“ wird deutlich, dass derjenige, der sich über Arbeitsbedingungen, Hygienemängel oder auch Verbrauchergefährdung beschwert, ganz schnell seinen Job los ist – ob Schlachter oder Kontrolleur.
Hallo,
Warum schaut man nur immer in den Gebäuden der Schlachthöfe ob Alles passt?
Keiner schaut beim Transportweg!
Teilweise wird Frischfleisch auf nicht gereinigten, stinkenden Ladeflächen transportiert!
An Reinigungsmitteln und Desinfektionsmitteln zur Sauberhaltung der Ladeflächen bei Kühltransportern wird gespart.
Leergut, das für den Fleischtransport verwendet wird, wird nicht gereinigt an den Fahrer zurück gegeben und mit frischem Fleisch weiter transportiert!