„Lebe vegan, sei cool“

Fotocredit: Simon Emmett
Justin Hawkins von The Darkness verlangt keine Flasche Whisky, keine farblich sortierten Bonbons, sondern veganes Essen. Das ist keine Backstage-Marotte, sondern hilft ihm, seinen Job besser zu machen. Der Rockstar über Herausforderungen, Ernährung und predigende Veganer.


Um den sogenannten Rock‘n‘Roll-Lifestyle ranken sich viele Sagen und Mythen, und viele Anekdoten aus den Annalen der lautesten aller Musikrichtungen lassen Tierfreunden das Blut in den Adern gefrieren. Von erzkonservativen Rednecks wie Ted Nugent oder Kid Rock, die stolz darauf sind, das Wild auf ihren Anwesen zu erlegen, bis zu durchgeknallten Aktionen wie der Tauben-Enthauptung eines Ozzy Osbourne. Solche Exzesse müssen sich die britischen Hardrock-Kultstars von The Darkness zwar nicht ankreiden lassen, doch eine Weile lang lebten auch sie auf ziemlich großer Spur. Nach ihrem phänomenalen Aufstieg 2003 mit ihrem Debütalbum „Permission To Land“ gab es nicht nur Fleisch, sondern auch reichlich Sex, Alkohol und Drogen. Einem weiteren Hitalbum („One Way Ticket To Hell… And Back“, 2005) folgte die hässliche Implosion aus Abhängigkeit und Zwistigkeiten zwischen den Gebrüdern Hawkins und ihren Bandkollegen. 2012 dann die Rückkehr, nicht nur mit dem sensationell guten Comeback-Album „Hot Cakes“, sondern auch als geläuterte Menschen, die sich nur noch an ihrer Musik berauschen. Anlässlich der Veröffentlichung des vierten Studiowerks „Last Of Our Kind“ stand uns Frontmann Justin Hawkins auch zu seinem neuen Leben als überzeugter Veganer Rede und Antwort.

Wie lange lebst du schon vegan?
Ich war etwa sechs Jahre Vegetarier, dann habe ich wieder alles gegessen, aber seit 2012 bin ich nun strikter Veganer. Und ich sehe ehrlich gesagt absolut keinen Grund, etwas daran zu ändern.

Was war der Auslöser dafür? Wolltest du gesünder leben oder ging es dir um ethische Gründe?
Zuerst war es reine Neugierde. 2012 lernte ich meine Frau kennen und sie lebte schon eine Weile vegan. Ich suchte wohl einfach nach einer anderen Art, zu leben, nicht mal unbedingt aus gesundheitlichenAspekten, sondern vor allem als Herausforderung. Ich mag so was. Es macht mir Spaß, Dingen zu entsagen. So ziemlichallem außer Zigaretten. Veganismus ist für mich eine Fortführung dieses Gedankens. Ich liebe natürlich auch Tiere, aber darum ginges mir zunächst eigentlich nicht. Heutzutage fühle ich mich allerdingstatsächlich gesünder, was auch ein Grund dafür ist, dass ichnicht mehr zu einer nicht-veganen Ernährung zurückkehrenkönnte. Die Effekte lassen sich einfach nicht leugnen.

Was genau sind diese positiven Effekte? Hattest du mehr Energie?
Ich merke es vor allem an meiner Haut. Die ist viel besser geworden. Meine Stimme übrigens auch. Milchprodukte hatte ich aber sowieso schon immer gemieden. Nicht hundertprozentig konsequent, aber ich habe z.B. schon immer sofort gespürt, wenn etwas in Butter gebraten wurde. Diese erhöhte Schleimbildung ist sehr offensichtlich, nicht nur im Hals, auch in den Nebenhöhlen. Jedenfalls mache ich jetzt meinen Job wesentlich besser. Was die Energie betrifft, kann ich das nicht wirklich von mir sagen, aber ich habe mich ohnehin schon immer wie ein Sportler ernährt. Sehr fettarm, aber proteinreich, und größtenteils ja sowieso schon vegetarisch oder vegan. Insofern habe ich nur sehr minimale Unterschiede festgestellt.

Es gibt ja Leute, die das schwören. Wir hatten auch schon ein Interview mit einer Hollywood-Schauspielerin, die sagte, sie habe sich schon nach einer Woche so viel lebendiger gefühlt …
Ich denke mal, viele Leute übertreiben da gerne ein bisschen. Veganer tendieren ja zum Predigen und wollen unbedingt andere bekehren. Außerdem sind sie sehr stolz auf sich. Es gibt eine Menge Gründe, warum Leute so auf die Pauke hauen, um es als erstrebenswert darzustellen. Aber ich habe in der Tat das Gefühl, dass ich mit dieser Ernährungsweise wesentlich länger leben werde. Es ist sogar so, dass ich den Eindruck habe, keinen Tag mehr gealtert zu sein, seit ich Veganer wurde. Aber wenn es dir um Tierleid geht, ist das größte Problem ja eh, dass du gegen die Ignoranz anderer ankämpfst. Vielen ist ja gar nicht bewusst, was da mit den Nutztieren geschieht.

Glaubst du? Ich denke, die meisten wissen sehr wohl, was in der Massentierhaltung passiert, sie verdrängen es nur lieber.
Da hast du vielleicht Recht, aber ich denke schon, dass viele Menschen da recht naiv rangehen und sich einfach nicht über das informieren, was sie da essen. Also denke ich, wenn du wirklich den Tieren helfen willst, dann lebe vegan, sei cool, sieh großartig aus, werde nicht älter. Dann werden sich die Leute schon fragen, was dein Geheimnis ist. Wenn du dann sagst, dass es von deiner Ernährung kommt, kannst du ihre Eitelkeit verwenden, um ihre Ignoranz zu besiegen. Vielleicht ein etwas hinterlistiger Ansatz, aber er führt zum gewünschten Ergebnis. (lacht) Auch wenn die Leute über ihre Wehwehchen klagen, ist eine vegane Ernährung oft hilfreich. Gerade was Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien betrifft. Aber auch bei Diabetes, oder wenn man abnehmen will. In diesen Bereichen kann der Veganismus ebenfalls punkten und die Leute horchen eher auf.

Na ja, es gibt ja auch die Puddingvegetarier oder -veganer, die meinen, nur weil sie tierproduktfrei leben, seien sie automatisch gesünder. Dabei gibt es doch auch da jede Menge zuckerhaltigen Mist …
Ja, das ist sicher richtig. Wenn man sich schlecht ernähren will, kann man das auch als Veganer tun. Aber ich persönlich halte nichts von Produkten, die Fleisch nachempfinden sollen. Gemüse ist doch auch so schon fantastisch, man muss es nur schön zubereiten und es kann ohne Weiteres im Mittelpunkt
eines Gerichts stehen.

Hast du in der Praxis Probleme damit gehabt? Etwa auf Tour, wo du ja nicht immer kontrollieren kannst, was auf den Tisch kommt.
In manchen Ländern ist es schwieriger als in anderen. Die USA sind diesbezüglich großartig, da ist das überhaupt kein Problem. Das habe ich schon früh herausgefunden. Am Anfang war ich da ja etwas nervös, denn bei Amerika denkt man ja in erster Linie an Berge von Rindfleisch, Burger und Hot Dogs. Aber egal wo du hinkommst, es gibt ein veganes Restaurant. Dabei gehören wir ja nicht zu den Bands, die nur die Küsten besuchen, sondern auch viel durch den Mittleren Westen touren. Aber selbst da kriegst du immer was Veganes. Frankreich dagegen ist sehr schwierig. Erst vorgestern waren wir dort und ich wollte eine Gemüsesuppe, aber die kippen einfach in alles Sahne rein. Das ist verrückt! Aber dann muss man eben streng sein und darauf beharren. Da muss man oft viel erklären, denn es gibt ja Leute, denen überhaupt nicht bewusst ist, was Veganismus überhaupt bedeutet.

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