Köchin Anne Mühlmeier im Gespräch: Zurück zur Natur

Wir alle müssen essen. Aber was? Für Schauspielerin und Ex-Model Anne Mühlmeier ist klar: saisonal und regional soll es sein. Wir sprechen mit ihr über „Germany’s Next Topmodel”, Körpersignale und innere Zufriedenheit.

Von: Susann Döhler

Wie nimmst du deine Modelzeit aus heutiger Sicht wahr?
Hätte ich bei „Germany’s Next Topmodel“ nicht mitgemacht, wäre alles, was danach
kam, meine Karriere, nicht geschehen. Dadurch dass es die erste Staffel war, hatten wir keine Ahnung, was passiert. Ich war sehr jung, habe mit 15 Jahren angefangen zu modeln. Sowohl das Modeln als auch die Schauspielerei habe ich 13 Jahre lang durchgezogen. Jeden Tag arbeitete ich mit anderen Menschen. Es war superspannend
und ich bin sehr dankbar. Aber man hat halt sehr wenig Lebensqualität, weil man keinen Rhythmus hat.

Wie hat sich das bei dir gezeigt?
Ich habe so wenig meine Freunde und Familie gesehen. Regelmäßiges Essen wäre
gar nicht möglich gewesen. Es war eine schwierige Zeit. Erschwerend kam hinzu,
dass ich zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben auch magersüchtig war.

Was hat den Wechsel in deinem Leben ausgelöst?
Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich das Spiel ausgespielt hatte. Um das besser zu verstehen: Ich bin in einer Familie groß geworden, die sehr viel Wert auf Kochen und Essen legte. Das war immer Mittelpunkt jeder Familienfeier. Meine Mama ist auf einem Bauernhof groß geworden, mein Papa hat liebend gerne gekocht. Von ihm habe ich auch die Leidenschaft fürs Kochen. Vor drei Jahren hatte er einen gesundheitlichen Notfall und befand sich zunächst lange Zeit im Koma, dann ist er auf sehr schlimme Art und Weise aus dem Leben geschieden. Er verwehrte die Nahrung, das war das Schlimmste für mich. Aufgrund meiner Magersucht hatten sich meine Eltern früher viele Sorgen um mich gemacht. Nun stand ich neben meinem Papa, dessen Leidenschaft Kochen und Essen war, und er aß nicht mehr. Das war ein ganz schlimmer Moment.

Was hat dir geholfen?
Der neue Kontakt mit der Natur. Ayurveda und Yoga vermitteln das ganz wunderbar. Ich hatte den Bezug definitiv verloren. Unregelmäßiges Essen, das Dünn-sein-Müssen, damit man ja in die Hose passt, meine Magersucht: Ich hatte völlig vergessen, was meine Natur ist.

Du sagst in deinem Buch: „Iss, wenn du Hunger hast; schlafe, wenn du müde
bist.“ Meistens schlafen wir aber nicht, wenn wir müde sind, sondern gehen zum Kühlschrank, um uns wach zu halten.
Jemand meinte mal zu mir: „Wenn du denkst, du hast gar keine Zeit für Yoga,gerade dann solltest du Yoga machen …“ Auf jeden Fall! (lacht) Da habe ich neulich mit einer Freundin drüber gesprochen. Da ging es um den Kaffee nach dem Mittagessen. Warum brauchst du nach dem Mittagessen einen Kaffee? Man ist oftmals nach dem Essen so müde, weil der Magen so viel mit der Verdauung zu tun hat. Infolgedessen kann man sich im Meeting nicht mehr konzentrieren, weil die ganze Energie im Magen ist. Ayurveda zeigt dir, wie man Essen zubereitet und das isst, was einem Energie schenkt und nicht raubt.

Welchen Tipp gibt Ayurveda in diesem Fall?
Statt des Kaffees empfiehlt Ayurveda z.B. einen Spaziergang zu machen. Klar, es sind Dinge, die simpel klingen, aber wir setzen sie ja dennoch nicht um. In meinem
Kochbuch möchte ich gar nicht tief in Ayurveda reingehen, das schreckt viele ab. Viele meinen, Ayurveda an sich sei so kompliziert. Eigentlich ist es das gar nicht. Es ist sehr intuitiv. Iss das, was um dich herum wächst und höre auf deinen Körper! Das fällt vielen allerdings echt schwer.

Gerne essen ist das eine, Kochbuch schreiben das andere. Wie kam es dazu?
Ich wollte aufzeigen, welche Lebensmittel zu welchen Jahreszeiten gut passen.
Das was um uns herum wächst, sollten wir wertschätzen. Ich muss mir nichts einfliegen lassen. Wichtig ist mir auch, nicht noch mehr Müll zu produzieren, als wir das eh schon tun. Eigentlich kann man jede Zutat aus meinem Buch auch in Unverpacktläden finden.

Wie viel Zeit planst du am Tag für Kochen und Essen ein?
Sehr viel Zeit, aber ich stehe ich auch wirklich auf Essen. (lacht) Ich liebe es, Bohnen zu schnippeln, den Reis zu waschen, Suppe zu pürieren. Andere priorisieren Netflix. Ich gehe auch jeden Tag Gemüse kaufen. Morgens gibt es bei uns Porridge. Die Haferflocken dafür weiche ich die Nacht vorher ein. Um zwölf Uhr ist bei uns immer Essenszeit oder die Zeit, sich ums Essen zu kümmern.

Es ist kurz vor 12 Uhr. Was gibt es heute bei euch?
Du wirst lachen, kurz vor unserem Gespräch habe ich noch Spinat gewaschen. Und ich habe Reis gekocht. Wenn wir fertig sind, werde ich essen. Wenn ich Bohnen oder Hülsenfrüchte esse, dann lege ich sie am Tag vorher ein. Ich denke da nicht mehr darüber nach. Ich denke nur: Ach, was essen ich morgen?

INFO:
Mit 15 Jahren startete Anne Mühlmeier ihre Karriere als Model, unter anderem nahm sie an der ersten Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ teil. Es folgten eine Kino-Hauptrolle in „Die wilden Kerle 4“ sowie Jobs rund um den Globus für Werbung, Mode, TV und Sport. Mit 28 Jahren kam der Burn-out. Sie beendete ihre Modelkarriere und machte sich, wie sie selbst sagt, „auf den Weg, sich selbst zu finden“. Zugegeben, es ist nicht leicht, gute Rezepte mit Gelinggarantie zu finden. Wer dann seine Suche noch verfeinert und nach veganen, nachhaltigen, saisonalen, regionalen und ayurvedischen Gerichten sucht, verzweifelt schnell. Bis jetzt! Autorin Anne Mühlmeier verbindet diese Eigenschaften miteinander und so finden sich in ihrem Kochbuch und Coffee Table Book „For Food & Love“ mehr als 70 Rezepte auf 240 Seiten, Farbfotos und Zeichnungen inklusive, ergänzt um inspirierende Texte über ein achtsames Leben. Eine Liebeserklärung an die Natur und an sich selbst! Mehr Infos gibt es unter: forfoodandlove.de.

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