Hier wird Veganismus gelehrt

Bielefeld, Köln, Bamberg: Ab Oktober 2016 bildet die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) an drei Standorten Studierende zu Vegan-Food-Experten aus. Wir haben mit dem Studiengangsleiter Prof. Dr. Volker Wittberg über Bewerber*innen und Dozent*innen, neue Marktpotenziale und Fleisch im Unterricht gesprochen.

Herr Wittberg, jetzt geht es los. Verraten Sie uns: Wer hat sich auf den Studiengang beworben?
Zunächst einmal eint sie alle die Begeisterung, dass der Veganismus eine akademische Heimat hat. Es sind Menschen, die eine gewisse Überzeugung mitbringen und/oder auch eine Chance im Veganismus sehen. Das gehört nämlich auch dazu: zu erkennen, dass die vegane Lebensweise nicht nur eine Nischen-Lebensform ist, sondern dass sie eine berechtigte Verortung in der Welt der Wirtschaft findet. Wir machen das Vegansein also nicht zur formalen Voraussetzung.

Erst in die vegane Vorlesung gehen und anschließend in der Mensa Schnitzel essen, ist also denkbar?
Ja. Es ist in erster Linie nicht Aufgabe der Hochschule, bestimmte Lebensalternativen normativ zu besetzen. Dafür verpflichtet uns das Hochschulgesetz für freie Forschung und Lehre. Aber es ist faktisch natürlich so, dass es sowohl auf der Seite der Lehrenden als auch auf der Seite der Studierenden aus ganz unterschiedlichen Gründen einen Bezug zum veganen Lebensstil gibt.

Das Manager Magazin titelte vergangenen April, dass aus dem „Mädchenessen ein Milliardenmarkt“ geworden sei …
Ja, es ist für die Veganlebenden eine großartige Studienmöglichkeit, aber auch eine riesige Chance insbesondere für Unternehmen, die diese Absolvent*innen in eine Anstellung übernehmen. Endlich haben sie Fach- und Führungskräfte, die sich in dem Gebiet auskennen.

Wo liegen die Tätigkeitsfelder eines Vegan Food Managers?

Eines ist beispielsweise das Category Management. Der Vegan Food Manager ist dann für Sortimentspolitik in einem Lebensmittelmarkt verantwortlich. Auch qualifiziert man sich mit dem Abschluss für die Arbeit in Tierschutzorganisationen und Stiftungen. Ebenso Verbände und Organisationen der Wirtschaft sind potenzielle Arbeitsbereiche – letztlich überall, wo Veganismus unterrepräsentiert ist. Das aber nicht, weil er neu ist, sondern in Ermangelung fähiger Kandidat*innen.

Wer bildet die Studierenden zu qualifizierten Arbeitskräften aus?
Für die Module haben wir ganz aktuelle Vertreter: Das Rechtsmodul beispielsweise belegt Rechtsanwalt Hans-Georg Kluge, einer der deutschen Tierrechtsführer und Herausgeber des Tierschutzkommentars. Außerdem ist Kluge der Vorstand der Erna-Gaff-Stiftung für Tierschutz und damit ein äußerst kompetenter Dozent. Dann haben wir u.a. mit Prof. Dr. med. Andreas Michalsen von der Berliner Charité zusammengearbeitet, der sich sowohl auf dem medizinischen als auch im vegetarisch-veganen Bereich sehr hervorgetan hat.

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