Der Klimawandel bahnt den Fischfangflotten neue Wege in den Nordpol – fatal für die arktische Tierwelt. Doch Greenpeace hat der Fischerei ein wichtiges Zugeständnis abgerungen.
In der Arktis schwindet das Eis – und ermöglicht es so der Fischerei-Industrie, dort auf Fang zu gehen, wo das Meer und seine Bewohner bislang unter den kalten Schichten verborgen waren. Ein einträgliches Gebiet für die Fischtrawler mit ihren riesigen Schleppnetzen: neue, unberührte Fanggründe tun sich in den Rückzugsgebieten vieler Meeresbewohner auf, die unter dem ewigen Eis der Arktis Schutz gefunden haben – bis der Klimawandel den natürlichen Schutzwall der Gletscher und Eisschollen in bedrohlichem Tempo hat dahinschmelzen lassen.
Seltene Meeressäuger wie Nar-, Beluga- und Grönlandwale leben hier und, trotz der Kälte und Nahrungsknappheit, auch zahlreiche Fischarten, darunter der Saibling und der Grönlanddorsch – eine echte Rarität im Schuppenkleid. Aber auch Eisbären und Walrösser, Papageitaucher, Kaltwasserkorallen und zahllose andere Kreaturen bevölkern die erstaunlich vielgestaltige Natur des Nordpols. Die radikalen Methoden der Hochseefischerei, welche vor allem auf Schleppnetze setzt, denen nichts vom Meeresgrund bis zu den Schaumkronen der Wellen entgehen kann, bedrohen mit dem Eindringen in die arktischen Gründe eines der letzten noch einigermaßen intakten, denn nur wenig geplünderten Ökosysteme der Erde.
Nun ist Greenpeace ein wichtiger Erfolg in Sachen Meeresrettung gelungen: Auf Druck der Umweltschutzorganisation haben sich einige der ganz großen, internationalen Konzerne einverstanden erklärt, zum Schutz der Arktis beizutragen – zumindest passiv. Norwegens Hochsee-Flotte ist bereit, nicht weiter in jenen arktischen Regionen des norwegischen Hoheitsgebietes auf Beutefang zu gehen, welche bislang dank Eis unzugänglich waren.
Eine Zusage zum Arktisschutz kam jedoch ebenfalls von Weltkonzernen wie Iglo und McDonald’s, aber auch von Espersen, einem der wichtigsten europäischen Verarbeiter von Tiefkühl-Fisch, und von Tesco, einer der größten Supermarktketten Großbritanniens: Man wolle fortan darauf verzichten, Kabeljau zu verkaufen, der in den bislang von Eis bedeckten Gebieten gefangen wurde. Kabeljau ist eine jener Arten, die besonders häufig im Polarmeer bejagt werden: Mind. 70 Prozent des Atlantik-Kabeljaus, feilgeboten in Frischfisch-Theken und Tiefkühlregalen, kommen aus der Barentssee, einem Randmeer des Arktischen Ozeans, nördlich von Norwegen gelegen.
Das bedeutet freilich nicht, dass nun keine Fangflotten mehr in die ungeschützten arktischen Gewässer vordringen. Doch halten sich die Konzerne an ihr Versprechen, wird der Fisch aus den sensiblen Nordpol-Regionen nicht mehr von diesen Großabnehmern gekauft – schlecht fürs Fanggeschäft und eine zumindest kleine Überlebenschance für das gefährdete arktische Ökosystem. Nun bleibt zu hoffen, dass sich dem Arktis-Schutz noch weitere Konzerne anschließen und alle, die ihre freiwillige Zusage zum Fischerei-Verzicht in den neuerdings eisfreien Nordpol-Gebieten gegeben haben, zu ihren Worten stehen.
Laut Zusage gehen die Konzerne künftig in folgendem Gebiet nicht mehr auf Fang (gelbe Markierung):
Bild: Greenpeace