Frag den Experten: Haie schützen

Wie viele Haie werden jährlich durch das Abschneiden der Haiflossen getötet? Pro Jahr werden weltweit mind. 73.000.000 Haie nur ihrer Flossen wegen getötet. Aufgrund des illegalen Fangs ist die Dunkelziffer vermutlich um ein Vielfaches höher. Die EU hat mit jährlich 112.000 Tonnen angelandeter Haie die fangstärkste Haifangflotte weltweit und exportiert 3.500 Tonnen — das sind 3,5 Millionen Kilogramm! – an losen Haiflossen nach Südostasien. Beim klassischen Finning findet das Abschneiden der Flossen auf der Hochsee statt. Die Haie werden an Bord des Schiffes gezogen, dort werden ihnen die Flossen abgetrennt und im Anschluss werden die immer noch lebenden Haie wieder über Bord geworfen. Aber: je nach Land/Gesetzeslage dürfen die Flossen erst an Land abgeschnitten werden. Wie Elfenbein ist auch die Haiflosse ein extrem wertvolles Handelsgut.

In der „Ohne dich geht’s nicht“- Kampagne unterstützt ihr die Bürgerinitiative „Stop Finning — Stop the Trade“. Was fordert ihr?
In der europäischen Union ist seit 2013 das Finning auf dem Meer verboten. Die Fangzahlen sind aber unverändert hoch. Die Fischer*innen umgehen das Finning-Verbot-Gesetz, indem sie zunächst den ganzen Haikörper anlanden und dann im Hafen völlig legal die Flossen abschneiden. Die losen Flossen werden dann hauptsächlich nach Südostasien exportiert; die EU ist hier einer der Hauptexporteure. Mit unserer Kampagne und die damit zusammenhängende Unterstützung der Bürgerinitiative fordern wir ein komplettes Handelsverbot für Haiflossen in der gesamten europäischen Union. Eine „Europäische Bürgerinitiative“ ist als Mittel der Direktdemokratie ein sehr effektiver Weg um das Thema Haiflossenhandel in den Fokus der Politik und der Gesetzgebung zu rücken. Jede*r Bürger eines europäischen Landes kann über www.sharkproject.org den Link zur Stimmenabgabe auf der entsprechenden EU-Webseite finden. Zeitaufwand von ca. 2 Minuten. Wer mehr unternehmen möchte, kann die Beiträge auf den Social-Media-Seiten teilen, um das Thema weiter in die Welt hinauszutragen.

Foto: Hendrik Lüke

Ihr sagt, viele haben ein falsches Bild von Haien im Kopf. Welches Bild entspricht der Wirklichkeit?
Haie sind unfassbar perfekt angepasste und intelligente Räuber die ihre Beute gezielt fressen und das gesamte Ökosystem Meer als Top-Prädator im Gleichgewicht halten. Dementsprechend sind Haie für das Über- leben der Meere von zentraler Bedeutung. Sterben die Haie, stirbt das Meer und stirbt das Meer sterben wir. Weiterhin stehen wir bei den Haien nicht auf der natürlichen Speisekarte. Wäre dies der Fall, gäbe es täglich hunderte Berichte über entsprechende Vorkommnisse. Die Film- und Medienindustrie profitiert leider mehr davon, den Hai als Monster zu präsentieren und dies wird ihm auch zum Verhängnis.

Die kommerzielle Fischerei setzt den Haien außerdem zu. Inwiefern?
Die kommerzielle Fischerei ist ein großes Geschäft. Durch Fangdruck und immer weiter fallende Populationszahlen in den Meeren, wachsen die Rücksichtslosigkeit und die Vielfalt der Fangmethoden. Durch unselektive Fischerei verenden Millionen von Haien als Beifang. Neben der Beifang-Problematik werden die Haie zudem aufgrund ihrer Flossen und/ oder ihrer Leber, sowie trotz ungesund hoher Schwermetallbelastung auch Fleischverwertung (z.B. als Schillerlocke, Seeaal, Fish & Chips, Sushi) gezielt gefangen. Insgesamt sterben somit jährlich bis zu 273 Millionen Haie.

INFO
Hendrik Lüke ist Kampagnenleiter der internationalen Hai- und Artenschutzorganisation SHARKPROJECT, die sich für eine weltweit intakte Haipopulationen einsetzt. Darunter auch für ein europaweites Handelsverbot mit losen Haiflossen. Außerdem unterstützt die Organisation Wissenschaftler*innen und Meeresbiolog*innen in ihren Forschungen und richtet sich an die nächste und entscheidende Generation: die Kinder. Ausgebildete ehrenamtliche Schulreferent*innen gehen kostenlos in Kindergärten und Schulen aller Art und unterrichten dort die Schüler*innen zum Thema Meeres- und Haischutz.

Weitere Informationen findest du unter: www.sharkproject. org,
Facebook: Sharkproject International und Instagram: sharkproject_international.

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