Frisch, rein und fit: Der Frühjahrsputz gehört in unseren Breitengraden zur
Tradition, auch im übertragenen Sinne. Nach den oft schweren Winter-Schlemmereien sehnen sich viele nach mehr Leichtigkeit und wollen
Ballast loswerden, gerne mit einer angesagten Detoxkur. Eine gute Idee?
Autorin: Carmen Schnitzer
Futtern, saufen, feiern – und danach eben wieder aufräumen: Klingt nach Spaß und funktioniert vielleicht auch mit deiner Wohnung. Wenn es um deinen Körper geht, wird‘s allerdings komplizierter, das sei hier gleich zu Anfang ganz klar gesagt. Wer sich die ganze Zeit mit fettig-salzigem Billig-Fertigkram und zuckrigen Süßigkeiten zustopft, vielleicht noch ordentlich Alkohol hinterherspült, der kann sich danach seinen Magen nicht einfach wieder gesund „reinigen“, indem er ein paar Tassen Detox-Tee trinkt. Oder D-tox-, Freetox-, Notox-, wie immer sie alle heißen. Der Begriff „Detox“, abgeleitet von „Detoxifikation“, also „Entgiftung“, ist nämlich laut Bundesgerichtshof-Urteil aus dem Jahr 2017 eine für Lebensmittel „unzulässige gesundheitsbezogene Angabe“. Zulässig wäre diese nur dann, „wenn die gesundheits- und ernährungsphysiologische Wirkung des jeweiligen Nährstoffs oder der jeweiligen Substanz genannt wird, der bzw. die im Lebensmittel enthalten ist.“
Überhaupt sind Entgiftungsprodukte trotz ihrer Beliebtheit durchaus umstritten,da für vieles, was diesbezüglich behauptet wird, die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen. Grundsätzlich ist es nämlich so, dass unser Körper bereits von sich aus ein wahrer Detox-Meister ist – vorausgesetzt, alles funktioniert reibungslos. Unsere Ausleitungsorgane Lymphe, Leber und Niere sorgen in der Regel dafür, dass wir Schadstoffe und Krankheitserreger wieder loswerden. Die Existenz sogenannter Schlacken, also Schadstoffablegerungen im Körper, wird aus schulmedizinischer Sicht bestritten.
Gleichzeitig aber sind alternative und/oder traditionelle Heilmethoden mehr und mehr im Kommen. Viele Menschen schwören darauf, zum Teil öffnen sich auch westlich geprägte Mediziner*innen dafür. Schon 2013 schrieben etwa die Ärzte Dr. med. Christian S. Keßler und Prof. Dr. med. Andreas Michalsen auf aerzteblatt.de, das indische Ayurveda sei „trotz seiner uralten Tradition erstaunlich modern“. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO erkennt Ayurveda als Medizinsystem an, die Traditionelle Chinesische Medizin TCM gilt als etablierte Diagnoseform. Hierzulande noch unbekannter, aber ebenfalls auf dem Vormarsch ist die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM). Eine Pro-Contra-Diskussion führt an dieser Stelle zu weit, erwähnt werden sollen dieses alten Heillehren an dieser Stelle jedoch, da das Thema Entgiften in diesen eben sehr wohl eine wichtige Rolle spielt und der Gedanke erlaubt sein muss, dass unsere klassische Schulmedizin womöglich nicht das Maß aller Dinge ist.
So oder so ist es immer sinnvoll, die Gesundheit von Niere, Leber, Darm & Co. im Auge zu behalten. Denn funktioniert unsere Verdauung, kann der Körper Schadstoffe gut ausscheiden und bekommt Energie, die er für die Regulierung seiner Temperatur, die Muskelarbeit, die Atmung und weitere Körperfunktionen braucht. Bitterstoffe, wie sie z.B. in Chicoree, Löwenzahn, Artischocken, Kurkuma, Grapefruit, grünem Tee etc. stecken, spielen hierbei eine zentrale Rolle, machen sie Nahrung doch verträglicher, regen Speichelfluss und Darmtätigkeit an, verbessern die Magensaftproduktion,fördern die Fettverdauung und, und, und. Schon das Kauen fördert die positive Wirkung. Doch bittere Lebensmittel sind natürlich nicht jedermanns Sache, insofern ist es schön, dass es diese auch in Kapselform gibt.
Vielleicht merkst du es schon: Detox bleibt ein zwiespältiges Thema, die Meinungen gehen auseinander, auch weil die positiven Effekte einer Kur zwar vielfach erlebt, aber (noch) nicht wissenschaftlich eindeutig bewiesen wurden. Am besten, du tastest dich vorsichtig an das Thema heran und hörst dabei auf deinen Körper. Was im Grunde für die meisten Nahrungsergänzungsmittel gilt, solltest du dir auch hier zu Herzen nehmen: Übertreib bitte nicht! Viel hilft mitnichten viel, sondern kann, im Gegenteil, unsere Ausscheidungsorgane belasten. Halt dich auf jeden Fall an die auf der Packung empfohlene Tagesdosis und besprich dich bei Unsicherheiten lieber mit einer*m Mediziner*in deines Vertrauens. Und: Erzähl uns, wenn du Lust hast, gerne von deinen Erfahrungen!