Die letzten drei Alben der Metalcoreband gingen in die Top10 der deutschen Albumcharts. Wir sprachen mit Callejon-Frontmann Basti (Bastian Sobtzick) über das aktuelle Album „Fandigo“, veganes Catering und autonome Zentren in den 90ern.
Wofür steht „Fandigo”?
Als wir das letzte Album geschrieben haben, war Trump noch nicht gewählt und der Populismus noch nicht aufgekeimt. Der Albumtitel „Wir sind Angst“ war abgeleitet von „Wir sind Papst“. Es ist im Vergleich zum aktuellen Album „Fandigo“ sehr polemisch – sowohl inhaltlich als auch musikalisch. „Fandigo“ ist ein nüchternes Album, das sich darum dreht: „Okay, jetzt ist alles passiert, wir konnten das Ruder nicht mehr herumreißen …“
Wie sieht die Zukunft deiner Meinung nach aus?
Ich muss auch ganz ehrlich von meiner Warte aus sagen: nicht so gut! Klar, man merkt, dass sich politisch in den Köpfen so langsam etwas tut. Stichwort: Ehe für alle. Oder etwa, dass Netflix Filme wie „Cowspiracy“ zeigt …
Aber?
Die Entwicklung in den Köpfen ist viel langsamer als die da draußen, die man nur noch schwer beeinflussen kann – Beispiel Umweltzerstörung. Auf der anderen Seite: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Anderenfalls könnte man ja auch sagen: „Ach, jetzt ist eh alles scheißegal, lass nicht mehr über komplizierte und unangenehme Themen sprechen.“ Aber das muss man tun …
Befinden sich Menschen, die gesellschaftliche Missstände sehen, in der Verpflichtung, aktiv etwas dagegen zu unternehmen?
Absolut. Aber man sollte nicht nur meckern, sondern auch zeigen, wie eine bessere Welt aussehen kann. Ich habe z.B. seit Anfang letzten Jahres ein Modelabel. Wir stellen alles vegan und auch fair her. Es ist wichtig, Menschen aufzuzeigen, warum gerade die vegane Bewegung so wichtig ist.
Du lebst ja seit fünf Jahren vegan. Was hat dich damals dazu bewogen?
Ich hatte eines der schrecklichen Tiervideos gesehen. Man denkt ja immer so: Ich hab schon alles gesehen, das kenne ich. Dem war aber nicht so. Das Video brachte mich zum Heulen. Schließlich meinte ich: „Schluss, aus, vorbei – ich bin jetzt Veganer.“ Mir fiel das zum Glück leicht, weil auch meine Freundin ohnehin schon Vegetarierin war und meinte: „Ja, cool, dann lass das zusammen machen.“
Cool! Wie klappt’s mit der Verpflegung, wenn du nicht zu Hause, sondern auf Tour bist?
Das ist gar kein Problem! Die Caterer bekochen uns und ich bekomme jeden Tag ein neues Spezialgericht. Ich kann mich noch an die Anfangszeit von Callejon erinnern, als wir in besetzten Häusern und autonomen Zentren gespielt haben. Die Vegan-Community in der linken Szene war immer schon stark ausgeprägt. Demzufolge gab es damals auch schon Veganes zu essen. Allerdings: nur Nudeln mit Sauce oder Sojagranulat. (lacht)
Insbesondere seit den letzten zwei, drei Jahren rüstet die Industrie zum Glück immens nach. Wie sieht’s mit den Bandmitgliedern aus? Spielt das Vegansein eine Rolle?
Irgendwann hatte ich mal ’ne ruhige Phase, von wegen, es müsse ja jeder selbst wissen, was er macht. Das ist aktuell anders. (lacht) Die müssen sich schon was anhören. Aber nicht, weil ich sie piesacken, sondern weil ich einfach ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten möchte. Ich bin dann zwar der Klugscheißer, aber was solls. (lacht) Zum Veganwerden gehört Aufgeschlossenheit. Man muss sich für seine Umwelt interessieren. Das ist auch die Hürde des Veganseins. Eines Tages – das ist meine Hoffnung, entgegen meiner Befürchtung (lacht) – wird noch viel mehr Aufklärungsarbeit betrieben. Es muss noch mehr Vorreiter geben, in der Politik z.B., die ihre Stimme für die Tiere und die Umwelt einsetzen.
Info:
Von all den Dingen, die er in seinem Leben bisher so gemacht habe, sei das Veganwerden eines der besten, meint Sänger Basti. Zusammen mit vier weiteren Bandmitgliedern ist er als Metalcoreband Callejon (span. Sackgasse) auf Tour. Am 28. Juli 2017 erschien ihr aktuelles Album „Fandigo“. Mehr über Basti und Callejon findest du hier:
www.callejon.de
www.bastibasti.de