Menderes: „Ich hatte große Bedenken“

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Foto: engin cömert / ENGIN-EER

Er war Zielscheibe von Spott und Bierflaschen – und begegnete seinen Gegnern mit Lächeln, Höflichkeit und Disziplin. Die Shows, die ihn bekannt machten, muss man nicht mögen. Menderes selbst aber ist eine interessante Persönlichkeit. Warum er vegan lebt und trotzdem ins RTL-Dschungelcamp ging, verrät er uns im Interview …

Von: Carmen Schnitzer

Wieso macht der das? Zugegeben, als ich Menderes Bağcı vor einigen Jahren das erste Mal interviewte, hatte auch ich meine Vorurteile. Der relativ erfolglose Dauerkandidat der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ war als armer Irrer verschrien, den RTL zur Belustigung des Publikums verheizte. Und dann das: Ich erlebte einen Gesprächspartner, der mit rührender Offenheit über seine Gefühle sprach, erstaunlich klarsichtig seinen Unterhaltungswert analysierte und über niemanden ein böses Wort verlor. Ein Überraschungseffekt, den 2016 auch die rund sieben Millionen Zuschauer erlebten, die Anfang des Jahres die TV-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ verfolgten, in der der Entertainer schließlich mit einer nie dagewesenen Mehrheit von 81,11 Prozent der Anrufe zum Sieger gewählt wurde. Nun gehen die Meinungen zur Sendung auseinander, auch hier in der Redaktion. Fakt aber ist: Die Show hat die Sympathiewerte und den Bekanntheitsgrad des Underdogs enorm in die Höhe getrieben. Seine Facebook-Fangemeinde zählt mittlerweile knapp eine halbe Million Menschen und ein Interview zu bekommen ist um einiges schwerer als damals. Als ich den „Dschungelkönig 2016“ endlich an der Strippe habe, ist er dennoch etwas gefrustet.

Oh Mann, ich ärgere mich grad so.

Was ist los?

Mir haben in letzter Zeit wahnsinnig viele Leute Briefe geschrieben. Das freut mich natürlich, aber mein Postfach ist übergequollen und ich habe ein Schreiben bekommen, dass ich dringend zum Leeren kommen soll. Allerdings war ich ständig unterwegs und habe das zu spät gelesen. Jetzt wurden alle Briefe zurückgeschickt und die Leute wundern sich, was da los ist.

Oh nein.

Ehrlich, warum kann man da nicht mal ein Auge zudrücken? Ich glaube nicht, dass hier in Langenfeld jeder so viel Post bekommt. Die hätten doch vielleicht vorübergehend eine Extra-Kiste hinstellen können oder so. Bloß für ein paar Tage. (seufzt)

Wohl wahr. Du wirkst auch sonst etwas gestresst …

Es ist einfach ein bisschen viel gerade. Auf Facebook habe ich manchmal 20.000 Nachrichten, da kann ich nicht jedem antworten, so gern ich das täte. Dann hatten wir kürzlich einen Dreh für „Das perfekte Promi-Dinner“, und das ganze dreckige Geschirr steht noch in meiner Wohnung. Außerdem müsste ich noch jede Menge Papierkram erledigen, Verträge, Unterlagen für den Steuerberater und so. Ich komme aber nicht dazu, weil ich ständig Show- und Interviewtermine habe.

Oje, und jetzt kommen auch noch wir …

Nee, schon gut, ich will mich eigentlich nicht beklagen, den Erfolg habe ich mir ja gewünscht. Sogar die Onlinemagazine, auf denen sonst viel gelästert wird, haben freundlich über mich berichtet. Wer weiß, ob ich so eine Zeit noch mal erleben darf. Aber momentan bin ich auch etwas überfordert. In manchen Nächten habe ich gar nicht geschlafen, so viel war los.

Du bereust es aber nicht, in den australischen Dschungel gegangen zu sein?

Nein, sicher nicht. Das war eine Chance für mich und ich habe sie genutzt.

Eine Chance, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen?

Das auch. Mir ging es aber darüber hinaus darum, mehr von mir zeigen und erzählen zu können. Damit man mich vielleicht ein bisschen besser versteht und nicht nur auf meinen Gesang reduziert.

Das ist dir geglückt. Trotzdem: Hast du gar keine Bedenken gehabt vorher?

Doch, natürlich, sehr große. Allein schon wegen meiner Krankheit. (Menderes leidet unter der chronischen Dickdarm-Entzündung Colitis Ulcerosa, d. Red.) Ich wusste nicht, ob ich das durchstehe. Aber es hat ja geklappt. Ich bin zäh. (lacht)

Viele kritisieren auch, dass in den „Dschungel-Prüfungen“ der Show exotische Tiere gegessen werden oder auf andere Weise zum Einsatz kommen, indem sie z.B. von den Kandidaten befühlt und erraten werden müssen. Hat dich so etwas als Veganer nicht gestört?

Klar habe ich darüber nachgedacht, was da auf mich zukommt. Ich achte Tiere, möchte nicht, dass sie leiden und habe mich auch im Dschungel bemüht, keinem Lebewesen wehzutun. Aber meiner Ansicht nach waren das zwei Wochen Ausnahmezustand. Eine Show eben, nicht das echte Leben. Das geht danach weiter
und dann esse und lebe ich wieder so, wie ich es für richtig halte.

Hättest du für die Show auch Tiere gegessen? Solch eine Prüfung blieb dir ja im Gegensatz zu manch anderem erspart.

Zum Glück! Ganz ehrlich: Keine Ahnung, was ich getan hätte. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung nicht treffen musste. Man will ja auch das Team nicht hängenlassen und möglichst viel Essen erspielen.

Ein moralischer Konflikt, keine Frage. Waren es denn hauptsächlich ethische Gründe, die dich zum Veganer gemacht haben?

Auch gesundheitliche. Beides gleichermaßen, das hat sich so mit der Zeit entwickelt. Ich habe einige Reportagen über Massentierhaltung gesehen und konnte danach einfach kein Fleisch mehr essen. Käse schon noch eine Weile, Gouda, Mozzarella … Vegetarisch oder annähernd vegetarisch lebe ich schon länger, vegan erst seit Dezember 2014. […]

Das ganze Interview mit Menderes gibt’s ab Seite 14 in der April/Mai-Ausgabe 2016. Alle Hefte können Sie portofrei in unserem Shop bestellen.

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