Aus dem Leben einer veganen Mutter
Samstagabend um halb sieben im vollen Supermarkt einzukaufen, bedeutet freilich wenig Spaß. Vor allem dann, wenn man ein vierjähriges und hungriges Mädchen im Schlepptau hat. Ein Blick auf den Einkaufszettel zeigt: Die Hälfte fehlt noch. Also kurzerhand das kleine Mädchen vor dem Zeitschriftenregal abgestellt und ihm ein Pferdemagazin in die Hand gedrückt. Herrliche Ruhe!
Schnell sind Hirseflocken, Mandelmilch, Avocados und Cranberrys im Korb verschwunden. Nach fast zwei Jahren veganem Leben erfüllen mich meine Einkäufe im Vergleich zu denen meiner Mitmenschen immer noch mit ein wenig Stolz. Es fühlt sich irgendwie so sauber an. Doch flink zurück zum kleinen Mädchen. Es steht immer noch bei den Zeitschriften, aber nicht mehr alleine. Sie zupft einer älteren Dame am Mantel und schreit ihr buchstäblich ins Ohr: „Du, ich bin Vegetarier und meine Mama ist vegan.“ Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und blicke die Dame unschuldig an. Sie ist Biologin, wie sich herausstellt, und hält von einer fleischlosen Ernährung nicht viel. Es interessiert sie aber, wie ich es so mache. Dann folgen die typischen Belehrungen und in Gedanken streiche ich mindestens vier Kästchen des vegan/vegetarischen Bullshit-Bingos durch. Als wir beim Thema Bienensterben und dem Verzehr von Honig angekommen sind, wird es dem kleinen Mädchen doch zu langweilig und es sagt mit fester Stimme: „Aber veganes Essen ist doch voll normal.“ Bevor mich meine Tochter dann zur Kasse zieht, kann ich der Dame noch die aktuelle Ausgabe des VEGGIE JOURNALS empfehlen. Sie kauft das Magazin tatsächlich. Meine Chefin wird stolz auf mich sein.
Kim Schumacher ist Mutter einer vierjährigen Tochter und lebt seit 2013 vegan. Sie ist Volontärin des Veggie Journals und übernimmt den Montagspart unserer Redaktionskolumne. Gemeinsam mit Tochter und Hündin lebt Schumacher in München.