Plastikfrei – ein Selbstversuch

Plastik_klein

 

Ein Alltag ohne Plastik, funktioniert das? Unsere Kollegin Kim Schumacher hat es vier Wochen lang ausprobiert. Eine Geschichte von Vorbildern, leidigem Verzicht und von Hürden aus Strohhalmen.

 

265 000 000 – ich beginne diesen Artikel mit einer Zahl. 265 Millionen Tonnen Plastik werden weltweit produziert. Pro Jahr. Ist das nun gut oder schlecht? Nun, Plastik ist das wohl vielfältigste Material, das wir kennen. Es dient uns nicht nur als Verpackungsmaterial, sondern findet ebenso seine Verwendung

in der Mode, in der Medizin und in der Technik. Plastik ist überall. Seine erschreckendste Eigenschaft? Es ist biologisch nicht abbaubar. So landet der kaputte Kugelschreiber, den wir hier achtlos in den Mülleimer werfen vielleicht bald am Strand vor Hawaii um dort langsam in kleinste Partikel zu zerfallen – aber eben nicht, um zu verschwinden.

 

Dies zeigt auch „Trashed“ – ein Film, der mein Leben veränderte. Zumindest vorübergehend. Ich wollte auf Plastik verzichten, möglichst wenig Müll erzeugen, den Konsum herunterfahren. Geschafft habe ich es nur für kurze Zeit – zwei Wochen etwa, dann waren andere Dinge plötzlich wichtiger. Doch das schlechte Gewissen klopfte bei jedem Einkauf an: Zahnpasta, Make-up, Sojajoghurt im Plastikbecher. 611 Kilogramm Müll produziert jeder Deutsche im Jahr und liegt damit weit über dem europäischen Durchschnitt. Einmal pro Woche leere ich den Plastikmüllbeutel und bin genervt. Jetzt also wirklich. Einen Monat plastikfrei werde ich ja wohl schaffen und starte ein Experiment. Ich beginne zu recherchieren, sehe Bilder von verendeten Vögeln mit Mageninhalten voller Müll, Schildkröten mit im Panzer eingewachsenen Plastikschnüren, kleinste Plastikteilchen, die wie Plankton im Meer treiben … Wieder einmal bin ich geschockt, wieder einmal will ich umdenken, nicht mehr mitmachen und stelle fest, ich bin in guter Gesellschaft: In der Facebook-Gruppe „Plastikfrei leben Tipps und Tricks“ tummeln sich über 10.000 Mitglieder, etliche Blogger, die plastikfreie Tage einlegen, oder auch gänzlich darauf verzichten, Tageszeitungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich lese viel dieser Tage. Das Erfreulichste aber ist: Es sprießen überall kleine, feine Lädchen, die Ware ganz ohne Verpackungen anbieten hervor – Tante-Emma reloaded sozusagen.

 

Wer sich auf plastikfreie Pfade begibt, kommt um eine nicht herum: Lauren Singer und ihr Blog „Trash is for Tossers“ (www.trashisfortossers.com), was so viel heißt wie: Müll ist für Idioten. Die 23-Jährige US-Amerikanerin war schon als Kind das, was manche eine Baum-Umarmerin nennen. Sie ist naturverbunden aufgewachsen, studierte Umweltwissenschaften und entschloss sich während des Studiums, dem Müll den Kampf anzusagen. Das ist zwei Jahre her. Ihr nicht recycelbarer Müll aus dieser Zeit passt in ein mittelgroßes Glas. Wie das funktioniert, bloggt sie regelmäßig und hält zudem Vorträge über Mülleinsparung. Ihr Blog ist mir während meiner vier plastikfrei-

en Wochen eine hilfreiche Orientierung.

 

1. Woche

Ich starte recht unvorbereitet in mein Experiment. Was soll auch groß schieflaufen? Immerhin habe ich den obligatorischen Stoffbeutel immer in der Handtasche dabei und im Bioladen kaufe ich eben nur Produkte ohne Plastikverpackung. Loses Gemüse und Obst, Brot und Mehl das ist nun wirklich einfach. Meinen geliebten Mandeldrink muss ich aber leider im Regal

stehen lassen, den gibt es nur im Tetrapack mit Plastikverschluss zu kaufen. Ebenso, wie jegliche Fleischersatzprodukte in Plastik verpackt sind. Der erste Lebensmitteleinkauf läuft also tatsächlich plastikfrei ab, wenn auch mit Verzicht. Dann geht am ersten Tag doch etwas schief. Die Trinkflasche blieb versehentlich im Kindergarten und meine Tochter bekam genau an der U-Bahn-Haltestelle Durst. Bei Vierjährigen kann das schon mal zu Geschrei führen. Um des lieben Frieden willens kaufe ich eine Wasserflasche aus Plastik. Die steht übrigens noch heute als Mahnmal in unserer Küche. Abends erstelle ich einen Plan und verschaffe mir endlich einen Überblick über mein Konsum-und Wegwerfverhalten. Die Liste meiner Alltagsgegenstände aus Plastik ist länger als ich dachte:

 

Mandeldrink, Reinigungsmilch, Putzschwämme, Mascara, verpacktes Trockenobst, Sojajoghurt, Duschgel, Shampoo, Haarbürste, Sonnenbrille, Kontaktlinsen, Kontaktlinsenmittel, Brille, Elektrogeräte (Mixer, Handy, Aufladekabel, MP3-Player, Kopfhörer, Rechner, Tastatur, Maus, Fön), Tampons, Kugelschreiber, Zahnbürste und Zahnpasta (2x), Kindergeschirr- und Besteck, Brotbox, Hundefutter, Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente, Toilettenpapier, Küchenpapier, Deo, Espressokanne (mit Plastikgriff), Rührschüsseln, Tupperdosen, Schuhe und ein Teil Synthe-tikkleidung …. etc.

 

Meine Überlegungen enden damit, dass ich mich dazu entschließe, Vorhandenes aufzubrauchen und in den kommenden vier Wochen neues Einwegplastik zu vermeiden. Von unabdingbaren Elektrogeräten werde ich also auch weiterhin Gebrauch machen. Am nächsten Morgen fällt mir aber gleich die nächste Baustelle auf. Ich habe einen Hund und der hinterlässt nun mal seinen – äh – Mist. Hundekotbeutel gibt es kostenlos an fast jeder Ecke.

Aber Hundesch… für Hunderte von Jahren konserviert? Umweltfreundlich ist das nicht. Die Alternativen sind teuer. 200 Stück aus kompostierbarer Maisstärke (z.B. Biobag von Schecker) kosten fast 20 Euro. Weil das Nichtbeseitigen von Hinterlassenschaften eine Ordnungswidrigkeit ist und 40 Euro Strafe kosten kann, kaufe ich sie trotzdem und hoffe, dass die Beutel wirklich nach etwa einer Woche vollständig abgebaut sind, wie der Hersteller verspricht. Das Überprüfen behalte ich mir aber vor.

 

Wo ich ebenfalls dringend umstellen muss, ist in Sachen Hygieneartikel. Mein Deo ist zwar in Glas gefüllt, aber auch mit Plastikdeckel. Genauso wie meine Reinigungsmilch. Da sie ohnehin zur Neige gehen, stöbere ich im Netz und bestelle drei plastikfreie Produkte für die tägliche Hygiene im Onlineshop Vegane Pflege (www.vegane-pflege.de): Deo-Creme im Glastiegel und Holzdeckel, einen Konjac-Reinigungsschwamm und eine Menstruationstasse als Tamponersatz. […]

 

Den vollständigen Artikel gibt’s ab Seite 14 in der August/September-Ausgabe 2015, die Sie hier bestellen können. Alle Hefte schicken wir Ihnen portofrei zu.

 

 

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